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Die
verheerende Zerstörung durch Taifun Haiyan
Der
8. November 2013 - ein Tag, der für viele Filipinos mit negativen Erinnerungen
verbunden ist.
Taifun
Haiyan (von chinesisch „Sturmschwalbe“), auf den Philippinen unter dem Namen
Taifun Yolanda bekannt, war einer der stärksten tropischen Wirbelstürme überhaupt,
die seit Beginn verlässlicher Wetteraufzeichnungen beobachtet wurden. Experten
vermuten sogar, dass er der stärkste gewesen sei, der je auf Land getroffen
ist.
Die
Angaben zur Windstärke variieren. US-Meteorologen zufolge wurden Windböen mit
einer Stärke von bis zu 380 km/h gemessen. Am stärksten betroffen waren die
Inseln der Visayas-Gruppe - darunter v.a. die Insel Leyte - die im Zentrum der
Philippinen liegen.
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjY6HG3em78WU3F3-yoio3jr783gz2qJo7tHWsC3cDm5d24eo_e9lZx10a-uj4Bjsn8ZZvD-MIXCzwBiY_nY_SFGw8XSarb3fPwnJB-fTjMUsLQpjPRTR0Jc-S0jADX6D9buHouZCIQEww/s1600/Mapa+de+Trayectoria+del+Super+Tifon+Haiyan-Pacifico-oeste-6deNoviembre2013.gif
Der
Sturm verursachte Flutwellen von bis zu fünf Metern. Sintflutartige Regenfälle
haben zusätzlich zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Das Hochwasser
erreichte in manchen Gegenenden einen Stand von bis zu 4,5 Metern. Bäume wurden
entwurzelt, Dächer wurden von Häusern gerissen, die Infrastruktur nahezu
vollständig zerstört, ganze Landstriche verwüstet.
http://bilder.t-online.de/b/66/44/56/16/id_66445616/920/tid_da/taifun-haiyan-auf-den-philippinen.jpg
Das
Ergebnis: ein riesiges Trümmerfeld. 6.166 Tote wurden registriert, hinzukommen
1.785 Vermisste. Mehrere Zehntausende erlitten zum Teil schwere Verletzungen.
Von den 14,1 Millionen Menschen, so schätzt die UN, die vom Taifun betroffen
waren - d.h. etwa jeder achte Einwohner der Philippinen - haben 4,1 Millionen
ihr Zuhause verloren.
1,7 Millionen von ihnen waren Kinder. Tausende Menschen
wurden in Notunterkünften untergebracht.
http://www.fisch-und-vogel.de/wp-content/uploads/2015/01/taifun-haiyan.png
Drei Jahre nach dem Ereignis ist der
Fortschritt unübersehbar: das Trümmerfeld fast vollständig beseitigt, Häuser
wiedererrichtet, die Infrastruktur neu aufgebaut, die Elektrizität größtenteils
wiederhergestellt. Das Ziel internationaler Hilfsorganisation war neben dem
Wiederaufbau v.a. den Menschen beim Finden einer Existenzgrundlage zu
unterstützen.
Taifune
- ein alljährlicher Besucher auf den Philippinen
Doch
Taifun Haiyan war kein Einzelfall. V.a. in den Monaten zwischen Juni und
Dezember werden die Philippinen immer wieder von Taifunen heimgesucht. Der
philippinische Archipel liegt in den tropischen Breiten und ist deshalb
naturgemäß von heftigen Wirbelstürmen betroffen. 20 Taifune überqueren jährlich
das Land, wovon acht bis neun auf das Festland auftreffen und mitunter schwere
Verwüstungen anrichten.
Doch
warum sind v.a. Gebiete nördlich und südlich vom Äquator von tropischen
Wirbelstürmen betroffen und nicht Regionen in Zentraleuropa?
Entstehung von
Taifunen
Voraussetzung für die
Entstehung von Taifunen sind große, zusammenhängende Wassermassen mit einer
Oberflächentemperatur von mindestens 26 °C, wie sie nördlich und südlich des
Äquators zu finden sind. Die hohe Wassertemperatur wird durch das tropische
Klima auf den Philippinen begünstigt. Die monatlichen Mittelwerte schwanken
zwischen 25 und 29 °C.
Aufgrund
der hohen Temperaturen verdunstet
das Wasser über dem Ozean. Die warme, wasserdampfgesättigte Luft steigt nach
oben. Gleiches ist zu beobachten, wenn Wasser kocht: auch hier steigt der
Wasserdampf nach oben. In der Höhe kühlt die Luft aufgrund der niedrigen
Temperaturen ab und kondensiert, mit
der Folge, dass sich große Wolken bilden.
Durch
die Kondensation in der Atmosphäre wird latente Wärme*1
freigesetzt, was zur Folge hat, dass die Luft sich erneut erwärmt - die warme
Luft steigt weiter. In der Höhe kühlt die Luft wieder ab. Es kommt erneut zur
Kondensation, wodurch noch mehr latente Wärme entsteht und die Luftmassen noch
weiter in die Höhe steigen.
latente Wärme*1: bei der Verdunstung von Wasser
wird Energie verbraucht bzw. eingespeichert, die bei der Kondensation an die
Luft in Form von (fühlbarer) Wärme abgegeben wird.
Aufgrund
der immer weiter steigenden Luftmassen, die den Luftdruck in der Höhe erhöhen,
entsteht eine Feedback-Reaktion,
d.h. dass der Druck an der Meeresoberfläche herabgesetzt wird. Das verursacht,
dass die warme, feuchte Luft von der Meeresoberfläche „angesaugt“ wird um den
Druckunterschied zwischen Höhe (hier:
hoher Druck) und Meeresoberfläche (hier:
geringer Druck) auszugleichen.
Beim
Aufsteigen kühlt die Luft ab, kondensiert, gibt Energie (latente Wärme) ab und
erwärmt sich, was für einen weiteren Auftrieb und einen noch geringeren
Luftdruck am Boden sorgt. Der Kreislauf beginnt von vorne. Durch diesen immer
wiederkehrenden Ablauf sammelt ein tropischer Wirbelsturm eine unglaubliche
Menge an Energie und wasserhaltigen Luftmassen in der Höhe, die sich in
heftigen Stürmen entlädt.
http://www.planat.ch/uploads/pics/G0067_03.gif
Der
Zyklus, dass wasserhaltige, warme Luftmassen in die Höhe steigen besteht
solange, bis der Taifun entweder auf kältere Gewässer oder auf Land trifft.
Erreicht der Sturm Land, verliert er aufgrund der erhöhten Bodenreibung an
Energie. Hinzu kommt, dass der Taifun auf dem Land keinen weiteren Wasserdampf
aufnehmen kann. Er kommt zum Erliegen.
http://image3-cdn.n24.de/image/3803364/7/large16x9/vbw/haiyan-afp_900x510.jpg
Es
gilt: um den Druckunterschied zu reduzieren, strömen Teilchen vom Ort hoher
Konzentration (Hochdruckgebiet) zum Ort niedriger Konzentration
(Tiefdruckgebiet).
Aufgrund
des geringen Luftdrucks direkt über der Meeresoberfläche kommt es zu einer
Ausgleichsströmung von außen in Richtung des Tiefdruckgebiets. Die Rotation des Wirbelsturms resultiert
aus der Corioliskraft*2,
da die Luft, die in das Tief hineinströmt, auf der Nordhalbkugel nach rechts
abgelenkt wird. Die Luftmassen drehen sich somit gegen den Uhrzeigersinn. Aus den Wolkenmassen bildet sich so ein
gewaltiger, den für einen Taifun typischer Wirbel.
Corioliskraft*2: Ursache für die Corioliskraft ist
die Erdrotation nach Osten. Am Äquator dreht sich die Erde mit 1670 km/h um die
eigene Achse. In Richtung der Pole nimmt die Geschwindigkeit immer weiter ab.
Strömen Luftmassen vom Äquator zum Nordpol, nehmen sie den „Schwung“ nach Osten
mit - Teilchen sind träge - und bewegen sich somit schneller als die
Erdoberfläche. Von oben betrachtet sieht es so aus, als ob sie nach Osten -
also nach rechts - abgelenkt werden. Strömt ein Teilchen vom Nordpol in
Richtung Äquator wird es auch nach rechts, d.h. in Richtung Westen, abgelenkt.
http://rsg.zum.de/images/thumb/f/fd/Luftmasse2.gif/400px-Luftmasse2.gif
Im
Inneren des Wirbelsturms liegt „das Auge“,
was auf Satellitenbildern oft als markantes Merkmal zu erkennen ist. Hier sind
keine/kaum Wolken vorhanden. Das hat seine Ursache darin, dass dort die
Luftmassen absinken. Absinkende Luft wird wegen des steigenden Drucks wärmer -
ein ähnliches Phänomen ist bei einer Fahrradpumpe zu beobachten, die aufgrund
des Stauchens der Luft warm wird. Die Wolken lösen sich somit auf. Die
abgesunkene, erwärmte Luft aus dem Zentrum des Sturms nimmt neuen Wasserdampf
aus dem Meer auf und wird wieder von dem Wirbel aufgesogen.
Die
Entstehung des Auges ist allerdings bis heute noch nicht hinreichend geklärt.
http://media-cdn.sueddeutsche.de/image/sz.1.1813404/940x528?v=1383891685000
Ein
tropischer Wirbelsturm hat einen Durchmesser von bis zu 500 Kilometer, Höhen
von bis zu 15 Kilometer und Bodenwindgeschwindigkeiten von über 200 km/h. Das
Auge hingegen erreicht Größen von ca. 30 Kilometer.
Benennung
tropischer Wirbelstürme
Je
nach ihrem Entstehungsgebiet werden tropische Wirbelstürme unterschiedlich
benannt. Treten sie über dem Atlantik, der Karibischen See oder über dem Golf
von Mexiko auf, werden sie als Hurrikan bezeichnet. Zyklone entstehen über dem
Indischen Ozean, arabischen Meer oder über dem Ostpazifik. Taifune heißen sie,
wenn sie im nördlichen Westpazifik, zum Beispiel den Philippinen, auftreten.
http://bildungsserver.hamburg.de/contentblob/2103238/e6defa4bc3c537eaa06aed4b621f7936/data/hurrikan-taifune-verbreitung.jpg
Einteilung tropischer Wirbelstürme
Tropische
Wirbelstürme werden in insgesamt fünf Kategorien aufgeteilt. Dabei handelt es
sich bei Warnstufe fünf um einen sehr starken Taifun, bei Signal 1 um einen
schwächeren.
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-wtk0pvqrX6JDPpA4sFibj_BB8SWF4wZ-vyadOm3J7DlwKDk2rvoJlCXWK4L2LHB0tnejBn4QZMEHTWSfNdnvg4oFPjaNBs7qkaPa2Q-uBKRW5vZFY1iZrAr1q9vvHya0NWPcaYv5sFw/s640/Saffir.gif
Der Einfluss des Klimawandels
Ob Hurricans in den USA, Zyklonen über dem
Indischen Ozean oder Taifune in Süd-Ost-Asien - verfolgt man die Nachrichten
aufmerksam so scheint es, als ob immer wieder eine große, immer größer werdende
Anzahl an starken tropischen Wirbelstürmen zu verzeichnen ist. Zufall oder hat,
wie so oft, der Klimawandel seine Finger im Spiel?
Aufgrund der globalen Erderwärmung ist die
Oberflächentemperatur der Meere in den letzten Jahren zwar nicht
kontinuierlich, aber dennoch deutlich gestiegen. Eine wichtige Voraussetzung
für die Entstehung tropischer Wirbelstürme sind große, zusammenhängende, warme
Wassermassen. Durch die Erhöhung der Durchschnittstemperatur enthält das Meer
mehr Energie, v.a. aber steigt der Temperaturunterschied zwischen der
Wasseroberfläche und den höheren, kühlen Luftschichten in der Atmosphäre - eine
wichtige Voraussetzung für die Entstehung starker Winde.
Der Weltklimarat (IPCC) hält sich zurück, ob
zwischen dem Klimawandel und der Häufigkeit tropischer Wirbelstürme ein
direkter Zusammenhang besteht. Wissenschaftler sagen voraus, dass sich an der
Anzahl an Stürmen in Zukunft wohl wenig ändern werde. Allerdings seien stärkere
Regenfälle und höhere Windgeschwindigkeiten zu verzeichnen, wahrscheinlich
allein deshalb, weil mehr Energie im System vorhanden ist. Experten vermuten,
dass die Intensität an Wirbelstürme, d.h. welche der Kategorie vier oder fünf,
in Zukunft zunehmen, die Anzahl an sich jedoch nicht.
Eigene
Erfahrungen
Selbst
haben wir auf den Philippinen noch keinen starken Taifun miterlebt und werden
voraussichtlich auch keinen mehr erleben, da sich die Taifunsaison Ende
Dezember dem Ende neigt. Allgemein ist Cebu, im Zentrum der Philippinen
gelegen, eher selten von starken Taifunen betroffen, viel mehr von deren
Auswirkungen, die sich in teils heftigen Regenfällen zeigen. Ob auf Fiestas, im
Jeepney oder auf den Straßen Cebu Citys: des Öfteren wurden wir bereits von
starken Regenfällen überrascht.
Die
heftigsten Auswirkungen von Taifunen erleiden die Inseln Leyte, Samar und vor
allem Luzon. Cebu bleibt größtenteils von Taifunen verschont.
http://www.philippinen-life.de/img-philippinen/weg-taifune-philippinen.png
Ein Beitrag von Marleen