Die Problematik des Plastikmülls weltweit

Millionen Tonnen Müll produziert die Weltbevölkerung täglich. Bis 2025 soll sich die Zahl gegenüber dem Wert von drei Millionen Tonnen im Jahr 2010 voraussichtlich auf sechs Millionen Tonnen verdoppeln. Damit könnte man eine 5000 km lange Kolonne von Müllautos befüllen - und das jeden Tag.

Das wohl größte Problem stellt die Entsorgung von Plastikmüll dar. Weltweit werden jährlich zwischen 200 und 250 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Kunststoff ist, wie der Name bereits erklärt, kein natürlicher Rohstoff, sondern wird industriell hergestellt. Je nach Zusammensetzung dauert es bis zu 500 Jahren, d.h. mehr als sieben Generationen, bis Plastik vollständig zersetzt ist. Zwar steigt der Prozentsatz der Wiederverwertung von Kunststoffen, aber absolut werden weiterhin nur geringe Mengen recycelt.

Insgesamt gelangen 80% des Kunststoffmülls - die Meeresschutzorganisation Oceana spricht von täglich 358 Tonnen - überwiegend über Flüsse in die Weltmeere. Die Menge des im Meer treibenden Mülls ist so groß, dass dieser vom Weltraum aus als riesige Müllteppiche zu erkennen ist. Doch das ist nur ein kleiner Teil. Mehr als 70% des Mülls sind bereits auf den Grund gesunken. Jährlich sterben etwa 100.000 Meerestiere, darunter Schildkröten, Robben, Fische und Krebse, sowie über eine Million Seevögel, da sie die Plastikteile mit Nahrung verwechseln.
Das Plastik zerfällt mit der Zeit in immer kleinere Teile. Lebewesen, die sich überwiegend von Plankton ernähren, nehmen diese Kleinstpartikel irrtümlich auf. Durch den Verzehr von Meerestieren gelangt das Plastik über die Nahrungskette auch in unseren Körper. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind noch nicht endgültig erforscht. Experten vermuten zum Einen, dass das Risiko an Krebs zu erkranken steigt, aber auch, dass die Fruchtbarkeit geschädigt wird.



Fokus: die Situation in Deutschland und in den Philippinen

Deutschland - irrtümlich als Vorreiter im puncto Umwelt dargestellt?
Ein knappes Viertel des weltweiten Plastikverbrauchs geht auf das Konto von Europa, angeführt von Deutschland. Mit 5,7 Milliarden Tonnen jährlich verbraucht in Europa kein anderes Land so viel Plastik wie Deutschland. Die Kunststoffabfallmenge hat sich innerhalb von 20 Jahren verdoppelt gegenüber dem Stand von 1994. Insgesamt 616 kg Haushalts- und Verpackungsabfall pro Einwohner (Stand 2013) sind pro Jahr zu verzeichnen - Tendenz steigend. Damit liegt Deutschland 136 kg über dem Durchschnitt in Europa.
Recycelt wird lediglich weniger als die Hälfte des Plastikmülls. Der Rest wird überwiegend verbrannt, wobei für 1 kg Mischplastik 3 kg CO2 in die Atmosphäre entweichen und den anthropogenen Treibhauseffekt weiterhin verstärken.


Philippinen - das Problem der „dumpsites“
Die Müllentsorgung gehört zu einem der größten ökologischen und sozialen Probleme des Landes. Jährlich fallen rund 10 Millionen Tonnen an, davon sind 2,7 Millionen Plastik. 20% oder 521.000 Tonnen enden jährlich im Ozean. Eine Studie der Ocean Conservancy vom Februar 2015 zeigt, dass die Philippinen weltweit den 3. Platz bei der Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll belegen.




Die Abfallentsorgung auf den Philippinen wird heute vielfach informell geregelt. Ein Großteil des Mülls wird auf offene Müllkippen gebracht, die eigentlich aufgrund ihrer giftigen Dämpfe und des Sickerwassers, das zur Versuchung des Grundwassers führt, verboten sind. Dies wurde 2001 im Solid Waste Management Act verabschiedet. Die Durchsetzung dieses Gesetzes würde zwar die ökologische Situation maßgeblich verbessern, allerdings auch die Existenzgrundlage vieler MüllsammlerInnen gefährden, die außerdem zum Recycling beitragen.




Vor allem in größeren Städten suchen zahlreichen MüllsammlerInnen wiederverwertbare Teile wie Bronzedrähte, Plastik, Aluminium oder Glas auf den Müllkippen um sie an sogenannte Junk-Shops weiterzuverkaufen. Diese wiederum leiten die Abfälle an chinesische Recycling-Unternehmen weiter. Ein Müllsammler verdient pro Tag zwischen 150 und 200 Pesos, das entspricht etwa einem Gehalt von 3 - 4 € pro Tag.




Auch wir besuchten bereits zwei große Müllhalden in Cebu City, von denen ein Großteil der Familien stammt, die nun in Häuserprojekte von JPIC transferiert wurden. Zum Einen besichtigten wir Inayawan dumpsite, die größte Müllhalde in Cebu City, südlich der Stadt gelegen, wo etwa 50% der Familien aus San Pio Village einst wohnten. Ein paar wenige kommen noch täglich zurück um ihr Geld beim Müllsammeln und -separieren zu verdienen.





Neben Inayawan besuchten wir auch Umapad dumpsite, eine Müllhalde, die im Norden der Stadt liegt. An beide Müllkippen schließt sich eine „community“, ein Slum, an, in dem derzeit ca. 1000 Menschen wohnen. Die Unterkünfte der Familien sind meist mit Elektrizität versorgt, allerdings nur selten an ein Wassernetzwerk angeschlossen.





Sowohl in Inayawan, als auch in Umapad dumpsite errichtete JPIC eine Preschool, einer Schule für drei- bis vierjährige Kinder, um den Kindern früh Bildung zu ermöglichen. Nach dem Unterricht findet ein „feeding“ statt, d.h. dass die Kinder, wie auch die Erwachsenen, eine warme Mahlzeit erhalten.




Aufgrund der giftigen Dämpfe, die Atemerkrankungen hervorrufen, und Krankheiten, die aufgrund der mangelhaften Hygiene übertragen werden, ist die Arbeit im Müll extrem gesundheitsgefährdend. „Most of the people won’t get older than 30 or 40 [Die meisten Menschen werden nicht älter als 30 oder 40]“, erzählte uns der JPIC Mitarbeiter, der uns auf Umapad dumpsite herumführte. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder arbeiten auf den Müllkippen um so die finanzielle Situation der Familie zu verbessern. Eine Bewohnerin aus San Pio, die selbst einst als Müllsammlerin arbeitete, erzählte uns, dass vor allem für Kinder die Arbeit extrem gefährlich sei. Sie sah bereits drei Kinder sterben, als sie von Müllraupen übersehen und überfahren wurden.





Als wir die Berge von Müll empor kletterten, fielen uns viele Dinge des alltäglichen Gebrauchs auf, die auch wir regelmäßig verwenden und wegschmeißen: Eierschachteln, Verpackungen von Shampoos, Keksen oder Gemüse, Plastiktüten, aber auch alte Kleidung und Milch-, wie Saftkartons. Die Konfrontation mit diesen Unmengen an Müll lies uns unser eigenes Konsum- und Wegwerfverhalten hinterfragen.




Salamat ug babay,

Marleen und Klara