Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern, beginnt mit dem eigenen Wille“

Einer Schätzung zufolge aus dem Jahre 2009 sind etwa 800.000 Menschen auf den Philippinen in der Prostitution tätig, die Hälfte von ihnen jünger als 18 Jahre. Die Betroffenen stammen meist aus ärmeren Familien aus der unteren Gesellschaftsklasse. Meist um die Eltern finanziell zu unterstützen oder um für die eigenen Kinder aufzukommen gelangen sie in die in die Prostitution. Sie verkaufen ihren eigenen Körper - oft aus einer finanziellen Notlage heraus - da weder eine Ausbildung noch spezielle berufsbezogene Fähigkeiten erfordert sind, sich aber vergleichsweise viel Geld verdienen lässt. Die Betroffenen haben oftmals mit Diskriminierung, Stigmatisierung oder Misshandlungen zu kämpfen. Ein erhöhter Drogen- und Alkoholkonsum, sowie eine höhere Selbstmordneigung können die Folge sein.
Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern, beginnt mit dem eigenen Wille“, erklärt Arianne Nadela. Sie ist Sozialarbeiterin und Leiterin des „Good Shepherd Welcome House“ in Cebu City. Das Projekt hat sich Mädchen und Frauen zur Zielgruppe gewählt, die Opfer des Sexhandels und der Prostitution sind.
Das Projekt bietet Mädchen bzw. Frauen an, die als Prostituierte arbeiten, den Center zu besuchen, um sich zu waschen, zu essen oder sich auszuruhen. Sie können jederzeit kommen und jederzeit das Haus wieder verlassen - die Besuche basieren auf freiwilliger Basis. Derzeit nehmen ca. zehn Mädchen das Angebot wahr.  
Gleichzeitig gibt es auch die Möglichkeit, permanent im Projekt zu leben. Der Center ist neben dem „Recovery“ und „Aftercare“ der Erste von insgesamt dreien, die von den „Good Shepherd Sisters“ geleitet werden. Das Ziel ist es die ehemals Prostituierten mit Hilfe verschiedener Therapien bei der Trauma- und Vergangenheitsbewältigung, wie auch Selbstakzeptanz zu unterstützten und ihnen außerdem beim Finden einer neuen Tätigkeit Beihilfe zu leisten. Entscheiden sich die Betroffenen das Projekt nicht nur hin und wieder zu besuchen, sondern in der Unterkunft permanent zu wohnen, ist vorausgesetzt, dass sie die Prostitution stoppen und sich bereit erklären den „Recovery Center“ zu besuchen. Falls Letzteres nicht der Fall sein sollte, werden die Familien der Betroffenen besucht um sie für deren Re-Integration vorzubereiten. Derzeit leben vier Mädchen im Projekt. Die Betroffenen bleiben maximal drei Monate im „Welcome House“, im Normalfall nur zwischen zwei bis drei Wochen bis sie in den „Recovery Center“ übergehen.
In verschiedenen Therapien wird versucht einen ersten Schritt hin zur Traumabewältigung zu gehen als Vorbereitung für den „Recovery Center“, wo der Großteil der Therapierung stattfindet. Außerdem werden Trainings angeboten, um Unterstützung bei der Jobfindung zu leisten.  Ein wichtiger Aspekt im alltäglichen Leben sind außerdem die morgendlichen und abendlichen Gebete, sowie eine Aufgabenverteilung beim Bewältigen der Hausarbeit, wie Kochen oder Putzen.
Im Schnitt verlassen ca. 12 Frauen pro Jahr das Welcome House, um in den „Recovery Center“ überzugehen. „Wir helfen allerdings wesentlich mehr, als nur 12. Viele unterstützen wir dabei, eine neue Arbeit zu finden und so einen Schritt in die richtige Richtung zu machen“, erklärt Arianne Nadela.
Aufmerksam werden die Betroffenen auf den Center hauptsächlich durch das sogenannte Outreach-Programm. Sechs mal die Woche besuchen Mitarbeiter, die in ihrer Vergangenheit oftmals selbst in der Prostitution verwickelt waren, die Rotlichtbezirke der Stadt, gehen in verschiedene Nachtclubs, Bars oder Bordelle, um Kontakt mit den dort arbeitenden Prostituierten aufzunehmen. Sie ermutigen die Betroffenen das „Welcome House“ zu besuchen, klären sie darüber auf, wie sie sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten, wie HIV bzw. Aids, schützen können und verteilen Kekse und Kondome. 
Ein weiterer wichtiger Aufgabenschwerpunkt des Projekts ist es außerdem, in verschiedenen Seminaren oder Kampagnen, die in Schulen, Universitäten oder verschiedenen Stadtviertel veranstaltet werden, über Sexhandel und Prostitution aufzuklären.
Derzeit wird das Projekt von Porticus Asia finanziell getragen bis einschließlich Dezember 2017. In der Vergangenheit erfuhr das Projekt Unterstützung durch die Karl Kübel Stiftung, wie auch das BMZ. „Für das nächste Jahr suchen wir einen neuen Sponsor“, erklärt Arianne, da nur so die jährlich anfallenden 52.000€ gedeckt werden können. So fallen beispielsweise für die Therapien 1.000€ jährlich an, 7.500€ für das Essen oder 3.500€ für das Outreach-Progamm.
Das Projekt „Welcome House“ hat die Intention, die Rechte der Mädchen bzw. Frauen, die Opfer der Prostitution sind, aufrecht zu erhalten, ihre Würde zu bewahren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben zum Positiven zu verändern.
(Marleen)