Die
wunderschönen, unglaublich ereignis- und erfahrungsreichen acht
Monate neigen sich nun dem Ende - wir sind im Endspurt! Unserem
Abschied sehen wir mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits
freuen wir uns sehr, unsere Familie und Freunde nach der langen Zeit
wiederzusehen. Dadurch, dass wir acht Monate räumlich voneinander
getrennt waren, ist uns bewusst geworden, wie wichtig sie für uns
sind! Andererseits werden wir bei dem Gedanken, dass dieses
wunderschöne Kapitel bald geschlossen wird, traurig. Wir wissen
zwar, dass wir in der Zukunft wieder auf die Philippinen zurückkehren
können - das ist unser großer Wunsch - allerdings nicht mehr die
Möglichkeit haben werden in das wunderbare
Leben, welches
wir momentan führen, einzutauchen. Ein tolles Kapitel schließt
sich, um Platz für ein
Neues, hoffentlich genauso Schönes zu schaffen.
Wir freuen uns
darauf unsere
Erfahrungen persönlich in der nächsten Zeit in Deutschland zu
reflektieren und zu teilen. Auch über unsere letzten Tage können
wir dort berichten, da wir diese nicht hier im Blog teilen werden,
damit wir den Monatsbericht etwas verfrüht hochladen können. So
können wir die letzten
Tage in unserem Projekt verbringen und genießen.
Über
unseren Abschied werden wir erst zuhause angekommen berichten. Den
Monatsbericht laden wir etwas verfrüht hoch, sodass wir unsere
letzten Tage noch in vollen Zügen in unserem Projekt genießen
können.
Nun
aber zu den vielfältigen, schönen Erlebnissen dieses Monats:
Besuch
in Bantayan
Wir
besuchten über ein Wochenende ein weiteres Häuserprojekt von JPIC,
in dem letztes Jahr auch Freiwillige von KKS eingesetzt waren. Über
Nacht fuhren wir mit Bus und Fähre nach Bantayan, einer kleinen
Insel, die im Nordwesten von Cebu gelegen
ist.
Nach
dem verheerenden Taifun Haiyan 2013, der einen Großteil der Insel
verwüstet hat, war JPIC eine der Organisationen, die
Katastrophenhilfe vor Ort leistete. JPIC errichte eine kleine
Häusergemeinschaft für
Familien, deren Unterkunft durch den tropischen Wirbelsturm stark
zerstört wurde.
Lediglich die Kosten für den Erwerb des Grundstücks
mussten die Familien selbst tragen.
Danach wurde das Haus
von der Organisation
gestellt. In diesem
Punkt unterscheidet sich das Häuserprojekt von San Pio
Village, wo die Bewohner die Hälfte der Kosten für den Häuserbau
in Monatsbeiträgen selbst abzahlen müssen. Die Familien, die in dem
Projekt auf Bantayan Unterstützung erfahren, leben über ein
gesamtes Viertel verteilt, denn die Organisation unterstützte nach
dem Taifun auch Familien beim Wiederaufbau ihrer bereits bestehenden
Häuser. Das Zentrum des Viertels bildet ein Training Center, dem
Hauptgebäude, in dem wir schliefen und der Raum für Aktivitäten
und Veranstaltung bietet. Die Familien, die in dem Projekt leben,
stammen nicht von Müllhalden, wie überwiegend in San Pio Village,
sondern sind hauptsächlich in der Fischerei tätig.
Unsere
Aufgabe war es für die „Scholars“, d.h. den Schülern, die ein
Stipendium von JPIC erhalten, eine Aktivität zu organisieren. Wir
teilten die Gruppe von etwa 60 Kindern und Jugendlichen in zwei
Gruppen auf, spielten viele verschiedene Spiele mit ihnen und
knüpften gemeinsam Freundschaftsbändchen.
Die
Insel ist ein kleines Paradies. Wir
genossen den Fisch und
die frischen Meeresfrüchte, für
die
Bantayan
bekannt ist, bei unseren
Mahlzeiten. Unser erstes Abendessen aßen wir direkt am türkisblauen
Meer mit den Füßen im weißen Sand, am anderen Abend unter
traumhaften Sternenhimmel.
Neben
den Krabben gab es weniger frischen Fisch, sondern vielmehr „Dried
Fish“, der in den Philippinen sehr verbreitet ist. Das bedeutet,
dass der Fisch gesalzen
und in der Sonne
getrocknet wird, wodurch seine Haltbarkeit verlängert wird. Vor dem
Verzehr brät man ihn in Fett.
Wir bevorzugen jedoch
den frischen Fisch.
Für
uns ist es immer wieder erneut spannend zu lernen, wir die
Häuserprojekte von JPIC abhängig von den Zielgruppen
unterschiedlich aufgebaut bzw. strukturiert sind. Jeder Einblick in
ein neues Projekt lässt uns mehr über Entwicklungszusammenarbeit
lernen.
Outreach-Programm
des Welcome Houses
Am
Outreach Programm der Good Shepherd Sisters
(für nähere
Informationen siehe
Artikel „Projekt
Welcome House - Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu
verändern beginnt mit dem eigenen Wille“) nahmen wir insgesamt
zweimal teil. Wir begleiteten zwei Outreach-Mitarbeiter, die
in ihrer Vergangenheit selbst im Rotlichtmilieu gearbeitet und später
die Angebote der Good Shepherd Sisters wahrgenommen haben. Nach
mehrjährigen Therapien in den einzelnen Projektzentren unterstützen
sie heute neben ihrer neuen Tätigkeit als Volontäre das Projekt.
Das Outreach-Programm startet gegen 19.00 Uhr und endet ca. um 22.00
Uhr, d.h. bevor es in den Bars voll wird. Es findet sich somit genug
Zeit mit den Mädchen bzw. Frauen zu sprechen.
Zuerst
gingen wir in das Stadtgebiet im Zentrum Cebu Citys, in
dem sich ein Großteil der Straßenprostitution
abspielt, um den Frauen
Kekse und Kondome auszuteilen und sie über die Angebote des
Welcome Houses zu informieren. Die Prostituierten gehörten den
unterschiedlichen Altersklassen an (zwischen 20 und 60 Jahre). Ihr
Auftreten war eher unscheinbar - wir hätten sie zuvor nicht als
Prostituierte identifiziert. Für ihre Arbeit werden sie mit
lediglich lächerlichen 4€ entlohnt, Kunden sind meist Filipinos.
Ein Großteil der Frauen lebt auf der Straße, oft mit den Kindern
alleingelassen, die sie als „Mitgift“
bei ihrer Arbeit erhalten haben. Da ein Kondom auf den
Philippinen 1€ kostet - immerhin ¼ ihres Einkommens - verzichten
viele auf den Gebrauch.
Anschließend
besuchten wir verschiedene Bars im Rotlichtbezirk. Die Mädchen bzw.
Frauen bereiteten sich auf den bevorstehenden Abend vor, wurden
geschminkt, zogen ihre knappe Bekleidung an oder tanzten sich ein.
Manche arbeiten als Tänzerinnen an der Stange und erhalten für
8 Stunden
nur zwischen 4 und 8 €. Andere arbeiten zusätzlich als
Prostituierte. Die Preise für eine Nacht variieren zwischen 60 und
100 €. „It depends on how beautiful the girl
is“ (Es hängt davon ab, wie hübsch das Mädchen ist), wird
uns erklärt. Für jedes Getränk, das ihr von einem der Männer
ausgegeben wird, erhält sie einen weiteren Euro. Die Besucher sind
hauptsächlich Ausländer ab 40 Jahre. „When you are lucky, you get
a young one“ (Wenn du Glück hast, bekommst du einen jungen
Kunden),
erzählt uns eine Frau. Auch wenn viele der Betroffenen gegenüber
ihrer
Arbeit negativ
eingestellt sind,
ist für
Viele aufgrund fehlender bzw. mangelhafter (Aus-)Bildung die
Prostitution der einzige Ausweg ein geringfügiges Einkommen für
sich selbst, die eigene Familie oder bereits die eigenen Kinder zu
erhalten. Indirekt kann man somit schon von Zwangsprostitution
sprechen.
Besuch
von Tapul
Wir
hatten die Möglichkeit auch die Marginalsiedlung und Müllhalde in
Tapul, einem Viertel von Talisay City, zu besuchen. Ein kleiner Teil
der Familien, die in San Pio Village wohnen, kommt ursprünglich aus
Tapul. Das Viertel ist schwer erreichbar in den Bergen gelegen. Für
uns war es erneut interessant, eine weitere Müllhalde mit den sich
anschließenden Häusern kennenzulernen.
Abschlussfeier
der Preschool
Mit
unserem Freiwilligendienst neigt sich auch das Schuljahr auf den
Philippinen dem Ende. Die langen, zweimonatigen Sommerferien stehen
bevor. Auch die Kinder aus der Preschool werden in die Ferien
entlassen. Etwa die Hälfte, die dreijährigen Kinder, besuchen
nächstes Jahr erneut die Preschool in der höheren Jahrgangsstufe.
Die Älteren gehen im neuen Schuljahr für ein Jahr in den
Kindergarten, um dann im Folgejahr die Grundschule zu besuchen.
Für beide Altersstufen wurde eine große Abschlussfeier auf dem
Basketballplatz der Village organisiert. Die Vorbereitungen,
in denen
wir auch involviert waren,
starteten bereits Wochen zuvor. Die Kinder haben sich an ihrem großen
Tag so hübsch herausgeputzt! Sie erhielten in feierlicher Stimmung
ihre Zertifikate und besondere Auszeichnungen. Auch die in der
Preschool engagierten Eltern wurden geehrt. Kleine Tanzeinlagen der
Kinder - wir tanzten mit ihnen - lockerten das Programm auf. Wir
beide waren so gerührt, als auch uns beiden als Dankeschön für
unsere Unterstützung in der Preschool Zertifikate und eine liebevoll
und kreativ gestaltete Mappe mit Bildern und Briefen überreicht
wurde - eine so tolle Überraschung!
Eigene
Projekte
Müllprojekt
Wir
freuen uns sehr mitteilen zu können, dass wir unser größtes
Projekt, das Müllprojekt, erfolgreich abgeschlossen haben. All die
Jahre zuvor wurde in San Pio Village der Müll nicht getrennt, alles
wurde in einen Container geworfen. Aus unserer anfänglichen Idee
einen Kompost zu errichten, entwickelte sich ein riesiges Projekt,
eine gesamte Mülltrennung in der Village einzuführen. So wird nicht
nur zum Umweltschutz beigetragen, sondern die Gemeinschaft erhält
durch den Verkauf der wiederverwertbaren Materialien zusätzliche
Einnahmen.
Der
Müll wird nun in „Nicht-Wiederverwertbar“ (ähnelt unserem
Restmüll bzw. Sondermüll), „Biologisch abbaubar“ (wie unser
Kompost) und „Wiederverwertbar“ getrennt. Letzteres unterteilt
sich wiederum in Glas, Plastik, Papier, Konserven und Metall. Diese
können dann an sogenannte „Junkshops“ verkauft werden, die
wiederum den Müll ins Ausland zur Wiederverwertung weiterverkaufen.
Dadurch wird nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch ein
Einkommen für die Gemeinschaft geschaffen.
Neben
den Schildern, die wir aussägten, färbten und gestalteten, um die
einzelnen Container zu beschriften, designten wir Flyer, die wir an
jeden Haushalt verteilten, wie auch ein großes Poster, das im
Zentrum der Village aufgehängt wurde und über die neu eingeführte
Mülltrennung informiert. Außerdem führten wir mit den Kindern ein
Workshop durch, um sie
schon im jungen Alter an die Mülltrennung heranzuführen.
Wir
freuen uns sehr, dass das Projekt
auf so positive Resonanz gestoßen ist. Bereits jetzt trennen einige
Familien ihren Müll.
Film
über San Pio Village
Unser
Filmkonzept ist ausgearbeitet und die letzten Aufnahmen
sind „im Kasten“. Zurück in Deutschland werden wir den Film
endgültig schneiden. Hauptsächlich
soll er zu Werbezwecke für Sponsoren dienen, aber bietet auch für
uns die Möglichkeit einen besseren Einblick in unser Projekt zu
geben.
Workshop
über Ernährung und gemeinsames Kochen
Bereits
während unseren ersten Wochen fiel uns auf, dass der Konsum
zuckerhaltiger Snacks und Softdrinks extrem hoch ist. Ein Vortrag von
Medizinstudenten der bekanntesten Universität Cebu Citys in der
Village ließ uns daran erinnern, dass dadurch das Risiko an Diabetes
und Bluthochdruck zu erkranken, erheblich steigt. Beide Krankheiten
sind in den Philippinen stark verbreitet.
Das
motivierte uns mit den Kindern einen Workshop über gesunde Ernährung
durchzuführen. Anhand der Ernährungspyramide erklärten wir, wie
man sein Essen gesund gestalten kann und welche Produkte häufiger
bzw. seltener konsumiert werden sollten.
Zu Letzterem
gehören auch die zuckerhaltigen Süßigkeiten und Getränke, die auf
den Philippinen sehr verbreitet sind. Wir klärten die Kinder über
Diabetes auf, die Folgen einer Erkrankung und Präventionsmaßnahmen.
Um
ihnen zu zeigen, dass man gesundes Essen auch lecker gestalten kann,
backten wir zusammen eine Vollkornpizza mit viel Gemüse und einen
bunten Obstsalat als Nachtisch - uns allen hat es wahnsinnig gut
geschmeckt!
Aktivitäten
in der Freizeit
Besuch
vieler verschiedener Wasserfälle
Zusammen
mit Mitarbeitern von JPIC
besuchten wir drei verschiedene Wasserfälle im Süden von Cebu -
Jeder war
auf seine Art und
Weise wahnsinnig schön.
Der Weg zu den Wasserfällen durch die wunderschöne
Natur, umgeben von Palmen, durch kleine Bäche und mit
Naturgeräuschen im Ohr, war schon ein Highlight für sich. Die Größe
der ersten beiden Wasserfälle war beeindruckend! Wir genossen ein
kühles, erfrischendes Bad in ihren Wasserbecken und
sprangen aus einer höher gelegenen Höhle direkt durch den
Wasserfall hindurch.
Der
letzte Wasserfall war in fünf Level aufgegliedert, zu denen wir
einzeln über Felsen hochkletterten, durch das Wasser liefen und uns
zwischen den einzelnen Wasserfällen hindurchschlängelten - ein
einzigartiges Erlebnis!
Das
Mittagessen auf einem überdachten Floß auf einem großen Teich
hatte auch seinen Reiz. Vom ruhigen Wasser ging eine entspannte
Atmosphäre aus. Jeder brachte
etwas zu essen mit. Unser deutscher Apfelkuchen war von viel Reis,
Fisch und Fleisch umgeben - unserem „typischen“ Essen bei
den Sightseeingtouren.
Nachdem
wir 18 Stunden
unterwegs waren, sind
wir nach einem genialen
Tag um 22.30 Uhr
erschöpft in San Pio angekommen.
Camotes
Island
Wir
legten zwei freie Tage zusammen um die Camotes Inseln, im Nord-Osten
von Cebu gelegen, zu besuchen. Jeweils an einem Tag besuchten wir die
Highlights der beiden Hauptinseln, die durch einen Mangrovenwald
miteinander verbunden sind.
Unseren
ersten Tag widmeten wir Pacijan Island, der Insel, auf der auch
unsere Unterkunft war. Nach dem Joggen direkt nach dem Aufstehen an
der Hauptstraße entlang, die von wunderschöner Natur umgeben ist,
starteten wir voller Energie in den Tag. Auf dem Programm stand
zuerst ein Höhlenbesuch. Über eine Treppe, die in die Tiefen
führte, erreichten wir ein Höhlenbecken,
das zu einem erfrischenden Bad einlud. Wir besuchten an dem Tag eine
weitere Höhle, in der
zahlreiche Kristalle glitzerten und
entspannten später in der späten Nachmittagssonne an einem
idyllischen Süßwassersee im Inneren der Insel.
An diesen Platz werden
wir uns noch lange erinnern. Die
Ruhe, die vom Wasser ausging gepaart mit der wunderschönen Sicht war
gigantisch und lies uns
beginnen zu träumen!
Das Abendessen genossen wir direkt am Strand und aßen
frischen Fisch.
An
unserem zweiten Tag besuchten wir Poro Island, die zweite der beiden
Hauptinseln. Nach dem Besuch eines schönen Wasserfalls stand eine
weitere Höhle auf dem Programm, in deren Höhlenbecken wir wieder
schwimmen gingen. Das Licht, das durch die Decke einfiel, schuf eine
magische Atmosphäre. Der Aussichtspunkt in den Bergen im Inneren der
Insel mit Blick auf Pacijan Island bildete einen Abschluss des
Ausfluges. Den Sonnenuntergang genossen wir an einem wunderschönen
Strandabschnitt mit weißem Sand unter Palmen. Hier aßen wir auch
unser mitgebrachtes Abendessen, später breiteten wir unsere
Schlafsachen aus und schliefen im Sand unter einem gigantischen
Sternenhimmel.
Camotes
Island hat uns wahnsinnig gut gefallen. Beide Inseln haben tolle
Naturhighlights zu bieten. Besonders schätzten wir, dass sie vom
Tourismus noch
fast unentdeckt
schienen.
Unsere
letzten Tage werden wir genießen, wie wir bereits die gesamten
letzten Monate genossen haben. Im Moment zu leben und die kleinen
Dinge im Leben zu schätzen -
das sind nur zwei von so vielen Dingen, die wir hier gelernt haben.
Unseren Freiwilligendienst haben wir sehr intensiv erlebt und gelebt.
Die vielen verschiedenen Erfahrungen und Erlebnisse haben uns
reichlich Input gegeben, um uns selbst persönlich
weiterentwickeln zu lassen und die Welt mit etwas anderen Augen zu
betrachten. Wir sind jedem unglaublich dankbar, der uns diese
wunderbare Zeit ermöglicht hat und seinen Teil dazu beigetragen hat,
sie uns so wundervoll in Erinnerung bleiben zu lassen.
Salamat
ug babay,
Klara
und Marleen