Die
wunderschönen, unglaublich ereignis- und erfahrungsreichen acht
Monate neigen sich nun dem Ende - wir sind im Endspurt! Unserem
Abschied sehen wir mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits
freuen wir uns sehr, unsere Familie und Freunde nach der langen Zeit
wiederzusehen. Dadurch, dass wir acht Monate räumlich voneinander
getrennt waren, ist uns bewusst geworden, wie wichtig sie für uns
sind! Andererseits werden wir bei dem Gedanken, dass dieses
wunderschöne Kapitel bald geschlossen wird, traurig. Wir wissen
zwar, dass wir in der Zukunft wieder auf die Philippinen zurückkehren
können - das ist unser großer Wunsch - allerdings nicht mehr die
Möglichkeit haben werden in das wunderbare
Leben, welches
wir momentan führen, einzutauchen. Ein tolles Kapitel schließt
sich, um Platz für ein
Neues, hoffentlich genauso Schönes zu schaffen.
Wir freuen uns
darauf unsere
Erfahrungen persönlich in der nächsten Zeit in Deutschland zu
reflektieren und zu teilen. Auch über unsere letzten Tage können
wir dort berichten, da wir diese nicht hier im Blog teilen werden,
damit wir den Monatsbericht etwas verfrüht hochladen können. So
können wir die letzten
Tage in unserem Projekt verbringen und genießen.
Über
unseren Abschied werden wir erst zuhause angekommen berichten. Den
Monatsbericht laden wir etwas verfrüht hoch, sodass wir unsere
letzten Tage noch in vollen Zügen in unserem Projekt genießen
können.
Nun
aber zu den vielfältigen, schönen Erlebnissen dieses Monats:
Besuch
in Bantayan
Wir
besuchten über ein Wochenende ein weiteres Häuserprojekt von JPIC,
in dem letztes Jahr auch Freiwillige von KKS eingesetzt waren. Über
Nacht fuhren wir mit Bus und Fähre nach Bantayan, einer kleinen
Insel, die im Nordwesten von Cebu gelegen
ist.
Nach
dem verheerenden Taifun Haiyan 2013, der einen Großteil der Insel
verwüstet hat, war JPIC eine der Organisationen, die
Katastrophenhilfe vor Ort leistete. JPIC errichte eine kleine
Häusergemeinschaft für
Familien, deren Unterkunft durch den tropischen Wirbelsturm stark
zerstört wurde.
Lediglich die Kosten für den Erwerb des Grundstücks
mussten die Familien selbst tragen.
Danach wurde das Haus
von der Organisation
gestellt. In diesem
Punkt unterscheidet sich das Häuserprojekt von San Pio
Village, wo die Bewohner die Hälfte der Kosten für den Häuserbau
in Monatsbeiträgen selbst abzahlen müssen. Die Familien, die in dem
Projekt auf Bantayan Unterstützung erfahren, leben über ein
gesamtes Viertel verteilt, denn die Organisation unterstützte nach
dem Taifun auch Familien beim Wiederaufbau ihrer bereits bestehenden
Häuser. Das Zentrum des Viertels bildet ein Training Center, dem
Hauptgebäude, in dem wir schliefen und der Raum für Aktivitäten
und Veranstaltung bietet. Die Familien, die in dem Projekt leben,
stammen nicht von Müllhalden, wie überwiegend in San Pio Village,
sondern sind hauptsächlich in der Fischerei tätig.
Unsere
Aufgabe war es für die „Scholars“, d.h. den Schülern, die ein
Stipendium von JPIC erhalten, eine Aktivität zu organisieren. Wir
teilten die Gruppe von etwa 60 Kindern und Jugendlichen in zwei
Gruppen auf, spielten viele verschiedene Spiele mit ihnen und
knüpften gemeinsam Freundschaftsbändchen.
Die
Insel ist ein kleines Paradies. Wir
genossen den Fisch und
die frischen Meeresfrüchte, für
die
Bantayan
bekannt ist, bei unseren
Mahlzeiten. Unser erstes Abendessen aßen wir direkt am türkisblauen
Meer mit den Füßen im weißen Sand, am anderen Abend unter
traumhaften Sternenhimmel.
Neben
den Krabben gab es weniger frischen Fisch, sondern vielmehr „Dried
Fish“, der in den Philippinen sehr verbreitet ist. Das bedeutet,
dass der Fisch gesalzen
und in der Sonne
getrocknet wird, wodurch seine Haltbarkeit verlängert wird. Vor dem
Verzehr brät man ihn in Fett.
Wir bevorzugen jedoch
den frischen Fisch.
Für
uns ist es immer wieder erneut spannend zu lernen, wir die
Häuserprojekte von JPIC abhängig von den Zielgruppen
unterschiedlich aufgebaut bzw. strukturiert sind. Jeder Einblick in
ein neues Projekt lässt uns mehr über Entwicklungszusammenarbeit
lernen.
Outreach-Programm
des Welcome Houses
Am
Outreach Programm der Good Shepherd Sisters
(für nähere
Informationen siehe
Artikel „Projekt
Welcome House - Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu
verändern beginnt mit dem eigenen Wille“) nahmen wir insgesamt
zweimal teil. Wir begleiteten zwei Outreach-Mitarbeiter, die
in ihrer Vergangenheit selbst im Rotlichtmilieu gearbeitet und später
die Angebote der Good Shepherd Sisters wahrgenommen haben. Nach
mehrjährigen Therapien in den einzelnen Projektzentren unterstützen
sie heute neben ihrer neuen Tätigkeit als Volontäre das Projekt.
Das Outreach-Programm startet gegen 19.00 Uhr und endet ca. um 22.00
Uhr, d.h. bevor es in den Bars voll wird. Es findet sich somit genug
Zeit mit den Mädchen bzw. Frauen zu sprechen.
Zuerst
gingen wir in das Stadtgebiet im Zentrum Cebu Citys, in
dem sich ein Großteil der Straßenprostitution
abspielt, um den Frauen
Kekse und Kondome auszuteilen und sie über die Angebote des
Welcome Houses zu informieren. Die Prostituierten gehörten den
unterschiedlichen Altersklassen an (zwischen 20 und 60 Jahre). Ihr
Auftreten war eher unscheinbar - wir hätten sie zuvor nicht als
Prostituierte identifiziert. Für ihre Arbeit werden sie mit
lediglich lächerlichen 4€ entlohnt, Kunden sind meist Filipinos.
Ein Großteil der Frauen lebt auf der Straße, oft mit den Kindern
alleingelassen, die sie als „Mitgift“
bei ihrer Arbeit erhalten haben. Da ein Kondom auf den
Philippinen 1€ kostet - immerhin ¼ ihres Einkommens - verzichten
viele auf den Gebrauch.
Anschließend
besuchten wir verschiedene Bars im Rotlichtbezirk. Die Mädchen bzw.
Frauen bereiteten sich auf den bevorstehenden Abend vor, wurden
geschminkt, zogen ihre knappe Bekleidung an oder tanzten sich ein.
Manche arbeiten als Tänzerinnen an der Stange und erhalten für
8 Stunden
nur zwischen 4 und 8 €. Andere arbeiten zusätzlich als
Prostituierte. Die Preise für eine Nacht variieren zwischen 60 und
100 €. „It depends on how beautiful the girl
is“ (Es hängt davon ab, wie hübsch das Mädchen ist), wird
uns erklärt. Für jedes Getränk, das ihr von einem der Männer
ausgegeben wird, erhält sie einen weiteren Euro. Die Besucher sind
hauptsächlich Ausländer ab 40 Jahre. „When you are lucky, you get
a young one“ (Wenn du Glück hast, bekommst du einen jungen
Kunden),
erzählt uns eine Frau. Auch wenn viele der Betroffenen gegenüber
ihrer
Arbeit negativ
eingestellt sind,
ist für
Viele aufgrund fehlender bzw. mangelhafter (Aus-)Bildung die
Prostitution der einzige Ausweg ein geringfügiges Einkommen für
sich selbst, die eigene Familie oder bereits die eigenen Kinder zu
erhalten. Indirekt kann man somit schon von Zwangsprostitution
sprechen.
Besuch
von Tapul
Wir
hatten die Möglichkeit auch die Marginalsiedlung und Müllhalde in
Tapul, einem Viertel von Talisay City, zu besuchen. Ein kleiner Teil
der Familien, die in San Pio Village wohnen, kommt ursprünglich aus
Tapul. Das Viertel ist schwer erreichbar in den Bergen gelegen. Für
uns war es erneut interessant, eine weitere Müllhalde mit den sich
anschließenden Häusern kennenzulernen.
Abschlussfeier
der Preschool
Mit
unserem Freiwilligendienst neigt sich auch das Schuljahr auf den
Philippinen dem Ende. Die langen, zweimonatigen Sommerferien stehen
bevor. Auch die Kinder aus der Preschool werden in die Ferien
entlassen. Etwa die Hälfte, die dreijährigen Kinder, besuchen
nächstes Jahr erneut die Preschool in der höheren Jahrgangsstufe.
Die Älteren gehen im neuen Schuljahr für ein Jahr in den
Kindergarten, um dann im Folgejahr die Grundschule zu besuchen.
Für beide Altersstufen wurde eine große Abschlussfeier auf dem
Basketballplatz der Village organisiert. Die Vorbereitungen,
in denen
wir auch involviert waren,
starteten bereits Wochen zuvor. Die Kinder haben sich an ihrem großen
Tag so hübsch herausgeputzt! Sie erhielten in feierlicher Stimmung
ihre Zertifikate und besondere Auszeichnungen. Auch die in der
Preschool engagierten Eltern wurden geehrt. Kleine Tanzeinlagen der
Kinder - wir tanzten mit ihnen - lockerten das Programm auf. Wir
beide waren so gerührt, als auch uns beiden als Dankeschön für
unsere Unterstützung in der Preschool Zertifikate und eine liebevoll
und kreativ gestaltete Mappe mit Bildern und Briefen überreicht
wurde - eine so tolle Überraschung!
Eigene
Projekte
Müllprojekt
Wir
freuen uns sehr mitteilen zu können, dass wir unser größtes
Projekt, das Müllprojekt, erfolgreich abgeschlossen haben. All die
Jahre zuvor wurde in San Pio Village der Müll nicht getrennt, alles
wurde in einen Container geworfen. Aus unserer anfänglichen Idee
einen Kompost zu errichten, entwickelte sich ein riesiges Projekt,
eine gesamte Mülltrennung in der Village einzuführen. So wird nicht
nur zum Umweltschutz beigetragen, sondern die Gemeinschaft erhält
durch den Verkauf der wiederverwertbaren Materialien zusätzliche
Einnahmen.
Der
Müll wird nun in „Nicht-Wiederverwertbar“ (ähnelt unserem
Restmüll bzw. Sondermüll), „Biologisch abbaubar“ (wie unser
Kompost) und „Wiederverwertbar“ getrennt. Letzteres unterteilt
sich wiederum in Glas, Plastik, Papier, Konserven und Metall. Diese
können dann an sogenannte „Junkshops“ verkauft werden, die
wiederum den Müll ins Ausland zur Wiederverwertung weiterverkaufen.
Dadurch wird nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch ein
Einkommen für die Gemeinschaft geschaffen.
Neben
den Schildern, die wir aussägten, färbten und gestalteten, um die
einzelnen Container zu beschriften, designten wir Flyer, die wir an
jeden Haushalt verteilten, wie auch ein großes Poster, das im
Zentrum der Village aufgehängt wurde und über die neu eingeführte
Mülltrennung informiert. Außerdem führten wir mit den Kindern ein
Workshop durch, um sie
schon im jungen Alter an die Mülltrennung heranzuführen.
Wir
freuen uns sehr, dass das Projekt
auf so positive Resonanz gestoßen ist. Bereits jetzt trennen einige
Familien ihren Müll.
Film
über San Pio Village
Unser
Filmkonzept ist ausgearbeitet und die letzten Aufnahmen
sind „im Kasten“. Zurück in Deutschland werden wir den Film
endgültig schneiden. Hauptsächlich
soll er zu Werbezwecke für Sponsoren dienen, aber bietet auch für
uns die Möglichkeit einen besseren Einblick in unser Projekt zu
geben.
Workshop
über Ernährung und gemeinsames Kochen
Bereits
während unseren ersten Wochen fiel uns auf, dass der Konsum
zuckerhaltiger Snacks und Softdrinks extrem hoch ist. Ein Vortrag von
Medizinstudenten der bekanntesten Universität Cebu Citys in der
Village ließ uns daran erinnern, dass dadurch das Risiko an Diabetes
und Bluthochdruck zu erkranken, erheblich steigt. Beide Krankheiten
sind in den Philippinen stark verbreitet.
Das
motivierte uns mit den Kindern einen Workshop über gesunde Ernährung
durchzuführen. Anhand der Ernährungspyramide erklärten wir, wie
man sein Essen gesund gestalten kann und welche Produkte häufiger
bzw. seltener konsumiert werden sollten.
Zu Letzterem
gehören auch die zuckerhaltigen Süßigkeiten und Getränke, die auf
den Philippinen sehr verbreitet sind. Wir klärten die Kinder über
Diabetes auf, die Folgen einer Erkrankung und Präventionsmaßnahmen.
Um
ihnen zu zeigen, dass man gesundes Essen auch lecker gestalten kann,
backten wir zusammen eine Vollkornpizza mit viel Gemüse und einen
bunten Obstsalat als Nachtisch - uns allen hat es wahnsinnig gut
geschmeckt!
Aktivitäten
in der Freizeit
Besuch
vieler verschiedener Wasserfälle
Zusammen
mit Mitarbeitern von JPIC
besuchten wir drei verschiedene Wasserfälle im Süden von Cebu -
Jeder war
auf seine Art und
Weise wahnsinnig schön.
Der Weg zu den Wasserfällen durch die wunderschöne
Natur, umgeben von Palmen, durch kleine Bäche und mit
Naturgeräuschen im Ohr, war schon ein Highlight für sich. Die Größe
der ersten beiden Wasserfälle war beeindruckend! Wir genossen ein
kühles, erfrischendes Bad in ihren Wasserbecken und
sprangen aus einer höher gelegenen Höhle direkt durch den
Wasserfall hindurch.
Der
letzte Wasserfall war in fünf Level aufgegliedert, zu denen wir
einzeln über Felsen hochkletterten, durch das Wasser liefen und uns
zwischen den einzelnen Wasserfällen hindurchschlängelten - ein
einzigartiges Erlebnis!
Das
Mittagessen auf einem überdachten Floß auf einem großen Teich
hatte auch seinen Reiz. Vom ruhigen Wasser ging eine entspannte
Atmosphäre aus. Jeder brachte
etwas zu essen mit. Unser deutscher Apfelkuchen war von viel Reis,
Fisch und Fleisch umgeben - unserem „typischen“ Essen bei
den Sightseeingtouren.
Nachdem
wir 18 Stunden
unterwegs waren, sind
wir nach einem genialen
Tag um 22.30 Uhr
erschöpft in San Pio angekommen.
Camotes
Island
Wir
legten zwei freie Tage zusammen um die Camotes Inseln, im Nord-Osten
von Cebu gelegen, zu besuchen. Jeweils an einem Tag besuchten wir die
Highlights der beiden Hauptinseln, die durch einen Mangrovenwald
miteinander verbunden sind.
Unseren
ersten Tag widmeten wir Pacijan Island, der Insel, auf der auch
unsere Unterkunft war. Nach dem Joggen direkt nach dem Aufstehen an
der Hauptstraße entlang, die von wunderschöner Natur umgeben ist,
starteten wir voller Energie in den Tag. Auf dem Programm stand
zuerst ein Höhlenbesuch. Über eine Treppe, die in die Tiefen
führte, erreichten wir ein Höhlenbecken,
das zu einem erfrischenden Bad einlud. Wir besuchten an dem Tag eine
weitere Höhle, in der
zahlreiche Kristalle glitzerten und
entspannten später in der späten Nachmittagssonne an einem
idyllischen Süßwassersee im Inneren der Insel.
An diesen Platz werden
wir uns noch lange erinnern. Die
Ruhe, die vom Wasser ausging gepaart mit der wunderschönen Sicht war
gigantisch und lies uns
beginnen zu träumen!
Das Abendessen genossen wir direkt am Strand und aßen
frischen Fisch.
An
unserem zweiten Tag besuchten wir Poro Island, die zweite der beiden
Hauptinseln. Nach dem Besuch eines schönen Wasserfalls stand eine
weitere Höhle auf dem Programm, in deren Höhlenbecken wir wieder
schwimmen gingen. Das Licht, das durch die Decke einfiel, schuf eine
magische Atmosphäre. Der Aussichtspunkt in den Bergen im Inneren der
Insel mit Blick auf Pacijan Island bildete einen Abschluss des
Ausfluges. Den Sonnenuntergang genossen wir an einem wunderschönen
Strandabschnitt mit weißem Sand unter Palmen. Hier aßen wir auch
unser mitgebrachtes Abendessen, später breiteten wir unsere
Schlafsachen aus und schliefen im Sand unter einem gigantischen
Sternenhimmel.
Camotes
Island hat uns wahnsinnig gut gefallen. Beide Inseln haben tolle
Naturhighlights zu bieten. Besonders schätzten wir, dass sie vom
Tourismus noch
fast unentdeckt
schienen.
Unsere
letzten Tage werden wir genießen, wie wir bereits die gesamten
letzten Monate genossen haben. Im Moment zu leben und die kleinen
Dinge im Leben zu schätzen -
das sind nur zwei von so vielen Dingen, die wir hier gelernt haben.
Unseren Freiwilligendienst haben wir sehr intensiv erlebt und gelebt.
Die vielen verschiedenen Erfahrungen und Erlebnisse haben uns
reichlich Input gegeben, um uns selbst persönlich
weiterentwickeln zu lassen und die Welt mit etwas anderen Augen zu
betrachten. Wir sind jedem unglaublich dankbar, der uns diese
wunderbare Zeit ermöglicht hat und seinen Teil dazu beigetragen hat,
sie uns so wundervoll in Erinnerung bleiben zu lassen.
Salamat
ug babay,
Klara
und Marleen
“Wir
werden nur ein bisschen spielen”, sagte er und griff an ihre Brüste
und Vagina.
Mit
neun Jahren wurde Sarah mehrfach vergewaltigt und bekam Drohungen
umgebracht zu werden, wenn sie gedenke es jemanden zu erzählen. Dies
ist der Beginn des schicksalhaften Lebens von Sarah und ihrem Kampf
gegen die Prostitution.
Sarah
stammt aus einer Farmerfamilie, die in einer in den Bergen gelegenen
Provinz auf Bohol, Philippinen lebt. Sie war das siebte von insgesamt
neun Kindern. Aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel blieb ihr
Bildung verwährt und sie konnte keine Schule besuchen.
Mit
fünfzehn Jahren bekam sie von einer Freundin eine Telefonnummer, die
sie anrufen solle, damit sie Geld bekäme. Im Gegenzug dazu sollte
sie mit verschiedenen Männern Geschlechtsverkehr haben.
Um
ihre Familie finanziell zu unterstützen und aufgrund fehlender
beruflicher Qualifikationen, ging sie auf das Angebot ein. Sie zog
auf die Nachbarinsel Cebu zu einer Freundin, um viermal in der Woche
in die unterschiedlichsten Hotels zu gehen und mit Männern, die von
überall aus der Welt kamen, zu schlafen. Mit dem Geld, das sie
verdiente, unterstützte sie ihre Familie in Bohol. “Wenn meine
Mutter mich fragte, woher ich das ganze Geld habe, meinte ich nur,
dass mein Arbeitgeber mich gut bezahlen würde.” Sie schämte sich
für ihre Arbeit und wollte nicht, dass ihr Mutter oder Nachbarn
schlecht über sie reden.
Ab
dem Alter von fünfzehn Jahren unterbrach sie den Beruf als
Prostituierte nur phasenweise wegen der Schwangerschaft mit ihren
fünf Kinder. Ihr erstes Kind bekam sie mit neunzehn Jahren – ob
von ihrem damaligen Freund oder einem Kunden, weiß sie nicht. Drei
weitere Kinder stammen von ihrem Lebensgefährten, von dem sie sich
allerdings nach vier Jahren trennte, da er mit Drogen dealte. Das
letzte Kind entstand durch einen damaligen Kunden. Dessen
Schwangerschaft verheimlichte sie aus Scham und Angst vor Gerede. Sie
gebar das Kind auf einer Toilette und wollte es verstoßen, wurde
aber von der Polizei gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo sie
an einem arbeitsaufbauenden Programm teilnahm und schließlich ihren Highschool-Abschluss absolvierte.
Alle
ihre Kinder wohnten bei ihrer Mutter auf Bohol, während sie in Cebu
City lebte, um Geld für die Familie zu verdienen. Mehrfach versuchte
sie als Haushaltshilfe zu arbeiten, verdiente dort aber nicht
genügend Geld und wurde so immer wieder in ihr zuvoriges Arbeitsfeld
zurückgedrängt (verglichen mit ihren Alternativberufen konnte sie
in der Prostitution ein bis zu fünfmal so hohes Gehalt erlangen).
Als
sie jedoch mit dreißig erneut von einem Kunden schwanger wurde –
das jedoch nach zwei Monaten während der Schwangerschaft verstarb –
entschloss sie sich endgültig ihr Leben als Prostituierte zu beenden
und die Hilfe des Good Shepard Welcome House in Anspruch zu nehmen.
Das
Good
Shepard Welcome House
ist ein Haus, wo Mädchen, die Opfer von Prostitution oder
Menschenhandel wurden, sich ausruhen und reflektieren können.
Außerdem bietet es Hilfe durch Gebete, Therapien und finanzielle
Unterstützung wie Essen, Klamotten, medizinische Betreuung etc.
Dort
lebt die dreißigjährige nun seit neun Monaten mit vier anderen
Mädchen, die ein ähnlichem Schicksal wie sie erlebten. Das Welcome
House ermöglichte ihr einen alternativen Beruf als Kinderbetreuerin.
Wenn Mütter ihre Kinder während der Arbeit im Welcome House
abgeben, betreut sie diese.
Ihr
Traum ist es eines Tages zusammen mit ihrer Familie auf Bohol zu
leben. “Ich möchte Sozialarbeiterin werden, um Menschen in der
gleichen Situation wie meiner zu helfen”, sagt sie.
Sarah
hat es geschafft, dass Spiel gegen die Prostitution zu gewinnen und
ein standfestes Leben aufzubauen. Dies war durch ihre eigene Kraft
und Stärke, aber auch durch die Unterstützung, die sie von außen
durch das Welcome House bekam, möglich. So konnte sie ihr
bisheriges Leben beenden und zum Positiven verändern.
(Klara)
(Klara)
„Der
erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern, beginnt mit
dem eigenen Wille“
Einer
Schätzung zufolge aus dem Jahre 2009 sind etwa 800.000 Menschen auf
den Philippinen in der Prostitution tätig, die Hälfte von ihnen
jünger als 18 Jahre. Die Betroffenen stammen meist aus ärmeren
Familien aus der unteren Gesellschaftsklasse. Meist um die Eltern
finanziell zu unterstützen oder um für die eigenen Kinder
aufzukommen gelangen sie in die in die Prostitution. Sie verkaufen
ihren eigenen Körper - oft aus einer finanziellen Notlage heraus -
da weder eine Ausbildung noch spezielle berufsbezogene Fähigkeiten
erfordert sind, sich aber vergleichsweise viel Geld verdienen lässt.
Die Betroffenen haben oftmals mit Diskriminierung, Stigmatisierung
oder Misshandlungen zu kämpfen. Ein erhöhter Drogen- und
Alkoholkonsum, sowie eine höhere Selbstmordneigung können die Folge
sein.
„Der
erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern, beginnt mit
dem eigenen Wille“, erklärt Arianne Nadela. Sie ist
Sozialarbeiterin und Leiterin des „Good Shepherd Welcome House“
in Cebu City. Das Projekt hat sich Mädchen und Frauen zur Zielgruppe
gewählt, die Opfer des Sexhandels und der Prostitution sind.
Das
Projekt bietet Mädchen bzw. Frauen an, die als Prostituierte
arbeiten, den Center zu besuchen, um sich zu waschen, zu essen oder
sich auszuruhen. Sie können jederzeit kommen und jederzeit das Haus
wieder verlassen - die Besuche basieren auf freiwilliger Basis.
Derzeit nehmen ca. zehn Mädchen das Angebot wahr.
Gleichzeitig
gibt es auch die Möglichkeit, permanent im Projekt zu leben. Der
Center ist neben dem „Recovery“ und „Aftercare“ der Erste von
insgesamt dreien, die von den „Good Shepherd Sisters“ geleitet
werden. Das Ziel ist es die ehemals Prostituierten mit Hilfe
verschiedener Therapien bei der Trauma- und
Vergangenheitsbewältigung, wie auch Selbstakzeptanz zu unterstützten
und ihnen außerdem beim Finden einer neuen Tätigkeit Beihilfe zu
leisten. Entscheiden sich die Betroffenen das Projekt nicht nur hin
und wieder zu besuchen, sondern in der Unterkunft permanent zu
wohnen, ist vorausgesetzt, dass sie die Prostitution stoppen und sich
bereit erklären den „Recovery Center“ zu besuchen. Falls
Letzteres nicht der Fall sein sollte, werden die Familien der
Betroffenen besucht um sie für deren Re-Integration vorzubereiten.
Derzeit leben vier Mädchen im Projekt. Die Betroffenen bleiben
maximal drei Monate im „Welcome House“, im Normalfall nur
zwischen zwei bis drei Wochen bis sie in den „Recovery Center“
übergehen.
In
verschiedenen Therapien wird versucht einen ersten Schritt hin zur
Traumabewältigung zu gehen als Vorbereitung für den „Recovery
Center“, wo der Großteil der Therapierung stattfindet. Außerdem
werden Trainings angeboten, um Unterstützung bei der Jobfindung zu
leisten. Ein wichtiger Aspekt im alltäglichen Leben sind
außerdem die morgendlichen und abendlichen Gebete, sowie eine
Aufgabenverteilung beim Bewältigen der Hausarbeit, wie Kochen oder
Putzen.
Im
Schnitt verlassen ca. 12 Frauen pro Jahr das Welcome House, um in den
„Recovery Center“ überzugehen. „Wir helfen allerdings
wesentlich mehr, als nur 12. Viele unterstützen wir dabei, eine neue
Arbeit zu finden und so einen Schritt in die richtige Richtung zu
machen“, erklärt Arianne Nadela.
Aufmerksam
werden die Betroffenen auf den Center hauptsächlich durch das
sogenannte Outreach-Programm. Sechs mal die Woche besuchen
Mitarbeiter, die in ihrer Vergangenheit oftmals selbst in der
Prostitution verwickelt waren, die Rotlichtbezirke der Stadt, gehen
in verschiedene Nachtclubs, Bars oder Bordelle, um Kontakt mit den
dort arbeitenden Prostituierten aufzunehmen. Sie ermutigen die
Betroffenen das „Welcome House“ zu besuchen, klären sie darüber
auf, wie sie sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten, wie HIV
bzw. Aids, schützen können und verteilen Kekse und Kondome.
Ein
weiterer wichtiger Aufgabenschwerpunkt des Projekts ist es außerdem,
in verschiedenen Seminaren oder Kampagnen, die in Schulen,
Universitäten oder verschiedenen Stadtviertel veranstaltet werden,
über Sexhandel und Prostitution aufzuklären.
Derzeit
wird das Projekt von Porticus Asia finanziell getragen bis
einschließlich Dezember 2017. In der Vergangenheit erfuhr das
Projekt Unterstützung durch die Karl Kübel Stiftung, wie auch das
BMZ. „Für das nächste Jahr suchen wir einen neuen Sponsor“,
erklärt Arianne, da nur so die jährlich anfallenden 52.000€
gedeckt werden können. So fallen beispielsweise für die Therapien
1.000€ jährlich an, 7.500€ für das Essen oder 3.500€ für das
Outreach-Progamm.
Das
Projekt „Welcome House“ hat die Intention, die Rechte der Mädchen
bzw. Frauen, die Opfer der Prostitution sind, aufrecht zu erhalten,
ihre Würde zu bewahren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr
Leben zum Positiven zu verändern.
(Marleen)
Geboren
auf dem Land, lebte Josh viele Jahre auf den Straßen Cebus.
Durch viel Hoffnung und Stärke hat er es geschafft dem scheinbar
gegebenen Schicksal der Armut durch das wichtigste Mittel zu
entkommen – Bildung.
Kindheit:
Geboren
wurde Josh in einer Farmerfamilie im Süden Cebus. Zusammen mit ihr
lebte er in einem kleinen Raum im Haus seiner Großeltern.
Als
Josh vier Jahre alt war, wurde seine Großmutter krank. Um den
Krankenhausaufenthalt und ihre Medikamente bezahlen zu
können sah sich die Familie gezwungen den gesamten Besitz, wie auch
das Grundstück, zu verkaufen. In der Hoffnung eine bessere Arbeit zu
finden und sich damit eine neue Existenz aufzubauen zogen sie nach
Cebu City. Das Gegenteil war allerdings der Fall.
Aufgrund
fehlender finanzieller Mittel wurden sie gezwungen auf der Straße zu
leben. Die Mutter arbeitete als Wäscherin und der Vater als
Schuster. Daneben arbeiteten sie beide als Müllsammler auf den
Straßen. Auch der noch junge Josh musste während dieser Zeit bei
der Arbeit mithelfen, um ihn und seine sieben Geschwister
mitzuernähren. Der Job und das Leben auf der Straße war hart. Sie
lebten dort fünf
Jahre bis sie sich ein kleines Haus in einem Slum leisten konnten.
Dieser war nahe dem Hafen gelegen und durch die hohe Kriminalität
sehr unsicher.
“Immer
wenn ich die Kinder zur Schule laufen sah, wollte ich auch dort hin.”
Josh
wollte unbedingt die Schule besuchen, seine Eltern meinten
allerdings, dass dies aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht möglich
sei. Zwar sind öffentliche Grundschulen in den Philippinen
kostenlos, doch das Schulzubehör und die Schuluniform müssen selbst
bezahlt werden. Mit acht Jahren konnte er dann
schließlich doch zur Schule gehen, da seinem Vater die Bildung
seiner Kinder sehr wichtig war. Täglich musste er eine Stunde zu
einer weit entferntere Schule laufen, da die willkürliche
Kriminalität
in der in seiner
Umgebung gelegenen Schule zu hoch war.
“Du
verdienst es nicht hier zu sein”,
wurde Josh oft gehänselt und sein Leben in der Schule
wurde dadurch “wie
ein Albtraum” für
ihn.
Während den Mittagspausen sah er den anderen Schülern beim Essen
zu, während er mit hungrigen Magen
daneben saß. Eines Tages begann
Josh in die Innenstadt zu laufen und von da an in kleinen Lokalen und
Kantinen die Essensreste,
die von den Kunden übrig gelassen wurden, mitzunehmen und in der
Schule mit seiner Schwester zu teilen. Trotz dieser Schwierigkeiten
gab er seinen Traum nicht auf mehr zu lernen und dadurch einen
langfristigen Weg heraus aus der Armut zu finden.
In
der fünften Klasse wollte sein Vater, dass sein Sohn die Schule
abbreche,
um zu arbeiten und so die Familie finanziell zu unterstützen.
Daraufhin fragte er, ob er alleine
auf der Straße leben könne, um weiterhin zur Schule zu gehen und
nebenher Geld für die Familie zu verdienen.
Leben
auf der Straße:
Das
Leben auf der Straße war hart. Die Zeit war von Krankheit – bis
heute hat er Herzprobleme - Kriminalität und Unterdrückung geprägt.
Viele Menschen wollten ihm vorgeben, was er tun solle und häufig
wurden im Angebote zum Dealen von Drogen gemacht. Er blieb standhaft.
Mit
dreizehn wurde Josh dann Opfer eines physischen und sexuellen
Missbrauchs, als er sich nachts müde von der Schule auf der Straße
aufhielt und ein betrunkener Mann an ihm vorrüberlief. Dieses
Ereigniss präge ihn noch bis heute und habe ihn oft die Hoffnung
verlieren lassen, doch immer wenn er nach einem weiteren Tag am
nächsten Morgen aufwachte, wusste er, dass Gott dafür einen Grund
habe und dass es eine Lösung gäbe. “Manchmal
verstehst du nicht, warum dir etwas passiert, aber eine Sache ist
sicher – es hat einen Grund”,
da
ist sich Josh sicher.
Nach
der sechsten Klasse wechselte er auf die Hochschule. Um dies
finanziell zu ermögichen, arbeitete er in drei verschiedenen
Arbeitsbereichen. Er teilte Zeitung aus, arbeitete als Tellerwäscher
und als Müllsammler auf den Straßen. Die Hälfte des Verdiensts gab
er an seine Familie ab, die andere Hälfte nahm er für seine eigene
Schulbildung. Während dieser Zeit schlief er täglich nur drei
Stunden – tagsüber arbeitete er, nachts ging er zur Schule.
Im zweiten Jahr der Hochschule arbeitete er besonders hart, da sein
Bruder Asthma hatte und
er für die Medikamente aufkommen wollte. Trotzdessen starb er leider
bald darauf.
Sein
Leben als Straßenjunge hielt er in der Schule geheim.
Balay
Samaritano:
Im
Jahre 2009 wurde er von einer Schwester auf der Straße entdeckt und
in das neugegründete Projekt Balay Samaritano gebracht, wo
Straßenkinder kostenlos Essen und Trinken, sowie
Grundlagenunterricht erhalten, sofern sie sich im Gegenzug dort
waschen.
Er
lebte dort und schloss seine Hochschule mit Bestnoten ab. Schon jetzt
war er durch seine Erfolgsgeschichte weitbekannt. In Zeitungen und
lokalen Fernsehsendern war er mit seiner Geschichte zu sehen. So
bekam er Angebote von großen Firmen ein Stipendium für
Buisnessstudiengänge zu bekommen, wenn er bei ihnen danach arbeiten
würde. Er lehnte entschuldigend ab und nahm stattdessen das
Stipendium von JPIC für den Kurs Lehramt an.
Obwohl er durch diesen Beruf ein nicht so hohes Gehalt erlangen kann
wie mit einem Wirtschaftsstudium, will er durch den
Lehramtsstudiengang als Vorbild dienen, andere Menschen inspirieren
und seine Geschichte mit all seinen Erfahrungen teilen, nach seinem
Motto:
“Niemand
kann etwas dafür in Armut geboren zu werden, aber es ist deine
Entscheidung, ob du die Möglichkeit ergreifst, nicht in Armut zu
sterben. Wenn du wirklich einen Traum hast und du etwas erreichen
möchtest, dann ist nichts unmöglich.”
In
einem Monat hat er seine Abschlussprüfungen, doch schon jetzt bietet
er unterstützende Kurse für Schüler der Grund- und Hochschule an.
Seit
zwei Jahren lebt seine Familie in San Pio Village. Seiner Familie ein
komfortables Zuhause zu ermöglichen ist einer seiner drei Träume.
Ein
Weiterer ist, dass es keine Straßenkinder mehr auf den Straßen Cebu
Citys
geben soll. Dies möchte er durch Bereitstellen von Häusern und
Bildung ermöglichen.
Sein
letzter Traum ist für ihn selbst. Josh möchte sich öfter ausruhen
und die gesamte Welt bereisen. “Nimm
dein Leben nicht so ernst und genieße es, du brauchst auch deine
persönlichen Träume”,
sagte er mit einem Lachen im Gesicht. Wenn ihn heute jemand fragt, ob
er eine schöne Kindheit
hatte, sage er: “Ja,
ich denke schon.”
Salamat
ug babay,
Klara