Die wunderschönen, unglaublich ereignis- und erfahrungsreichen acht Monate neigen sich nun dem Ende - wir sind im Endspurt! Unserem Abschied sehen wir mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freuen wir uns sehr, unsere Familie und Freunde nach der langen Zeit wiederzusehen. Dadurch, dass wir acht Monate räumlich voneinander getrennt waren, ist uns bewusst geworden, wie wichtig sie für uns sind! Andererseits werden wir bei dem Gedanken, dass dieses wunderschöne Kapitel bald geschlossen wird, traurig. Wir wissen zwar, dass wir in der Zukunft wieder auf die Philippinen zurückkehren können - das ist unser großer Wunsch - allerdings nicht mehr die Möglichkeit haben werden in das wunderbare Leben, welches wir momentan führen, einzutauchen. Ein tolles Kapitel schließt sich, um Platz für ein Neues, hoffentlich genauso Schönes zu schaffen. Wir freuen uns darauf unsere Erfahrungen persönlich in der nächsten Zeit in Deutschland zu reflektieren und zu teilen. Auch über unsere letzten Tage können wir dort berichten, da wir diese nicht hier im Blog teilen werden, damit wir den Monatsbericht etwas verfrüht hochladen können. So können wir die letzten Tage in unserem Projekt verbringen und genießen.
Über unseren Abschied werden wir erst zuhause angekommen berichten. Den Monatsbericht laden wir etwas verfrüht hoch, sodass wir unsere letzten Tage noch in vollen Zügen in unserem Projekt genießen können.
Nun aber zu den vielfältigen, schönen Erlebnissen dieses Monats:

Besuch in Bantayan
Wir besuchten über ein Wochenende ein weiteres Häuserprojekt von JPIC, in dem letztes Jahr auch Freiwillige von KKS eingesetzt waren. Über Nacht fuhren wir mit Bus und Fähre nach Bantayan, einer kleinen Insel, die im Nordwesten von Cebu gelegen ist.
Nach dem verheerenden Taifun Haiyan 2013, der einen Großteil der Insel verwüstet hat, war JPIC eine der Organisationen, die Katastrophenhilfe vor Ort leistete. JPIC errichte eine kleine Häusergemeinschaft für Familien, deren Unterkunft durch den tropischen Wirbelsturm stark zerstört wurde. Lediglich die Kosten für den Erwerb des Grundstücks mussten die Familien selbst tragen. Danach wurde das Haus von der Organisation gestellt. In diesem Punkt unterscheidet sich das Häuserprojekt von San Pio Village, wo die Bewohner die Hälfte der Kosten für den Häuserbau in Monatsbeiträgen selbst abzahlen müssen. Die Familien, die in dem Projekt auf Bantayan Unterstützung erfahren, leben über ein gesamtes Viertel verteilt, denn die Organisation unterstützte nach dem Taifun auch Familien beim Wiederaufbau ihrer bereits bestehenden Häuser. Das Zentrum des Viertels bildet ein Training Center, dem Hauptgebäude, in dem wir schliefen und der Raum für Aktivitäten und Veranstaltung bietet. Die Familien, die in dem Projekt leben, stammen nicht von Müllhalden, wie überwiegend in San Pio Village, sondern sind hauptsächlich in der Fischerei tätig.
Unsere Aufgabe war es für die „Scholars“, d.h. den Schülern, die ein Stipendium von JPIC erhalten, eine Aktivität zu organisieren. Wir teilten die Gruppe von etwa 60 Kindern und Jugendlichen in zwei Gruppen auf, spielten viele verschiedene Spiele mit ihnen und knüpften gemeinsam Freundschaftsbändchen.




Die Insel ist ein kleines Paradies. Wir genossen den Fisch und die frischen Meeresfrüchte, für die Bantayan bekannt ist, bei unseren Mahlzeiten. Unser erstes Abendessen aßen wir direkt am türkisblauen Meer mit den Füßen im weißen Sand, am anderen Abend unter traumhaften Sternenhimmel.




Neben den Krabben gab es weniger frischen Fisch, sondern vielmehr „Dried Fish“, der in den Philippinen sehr verbreitet ist. Das bedeutet, dass der Fisch gesalzen und in der Sonne getrocknet wird, wodurch seine Haltbarkeit verlängert wird. Vor dem Verzehr brät man ihn in Fett. Wir bevorzugen jedoch den frischen Fisch.




Für uns ist es immer wieder erneut spannend zu lernen, wir die Häuserprojekte von JPIC abhängig von den Zielgruppen unterschiedlich aufgebaut bzw. strukturiert sind. Jeder Einblick in ein neues Projekt lässt uns mehr über Entwicklungszusammenarbeit lernen.


Outreach-Programm des Welcome Houses
Am Outreach Programm der Good Shepherd Sisters (für nähere Informationen siehe Artikel „Projekt Welcome House - Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern beginnt mit dem eigenen Wille“) nahmen wir insgesamt zweimal teil. Wir begleiteten zwei Outreach-Mitarbeiter, die in ihrer Vergangenheit selbst im Rotlichtmilieu gearbeitet und später die Angebote der Good Shepherd Sisters wahrgenommen haben. Nach mehrjährigen Therapien in den einzelnen Projektzentren unterstützen sie heute neben ihrer neuen Tätigkeit als Volontäre das Projekt. Das Outreach-Programm startet gegen 19.00 Uhr und endet ca. um 22.00 Uhr, d.h. bevor es in den Bars voll wird. Es findet sich somit genug Zeit mit den Mädchen bzw. Frauen zu sprechen.
Zuerst gingen wir in das Stadtgebiet im Zentrum Cebu Citys, in dem sich ein Großteil der Straßenprostitution abspielt, um den Frauen Kekse und Kondome auszuteilen und sie über die Angebote des Welcome Houses zu informieren. Die Prostituierten gehörten den unterschiedlichen Altersklassen an (zwischen 20 und 60 Jahre). Ihr Auftreten war eher unscheinbar - wir hätten sie zuvor nicht als Prostituierte identifiziert. Für ihre Arbeit werden sie mit lediglich lächerlichen 4€ entlohnt, Kunden sind meist Filipinos. Ein Großteil der Frauen lebt auf der Straße, oft mit den Kindern alleingelassen, die sie als „Mitgift“ bei ihrer Arbeit erhalten haben. Da ein Kondom auf den Philippinen 1€ kostet - immerhin ¼ ihres Einkommens - verzichten viele auf den Gebrauch.
Anschließend besuchten wir verschiedene Bars im Rotlichtbezirk. Die Mädchen bzw. Frauen bereiteten sich auf den bevorstehenden Abend vor, wurden geschminkt, zogen ihre knappe Bekleidung an oder tanzten sich ein. Manche arbeiten als Tänzerinnen an der Stange und erhalten für 8 Stunden nur zwischen 4 und 8 €. Andere arbeiten zusätzlich als Prostituierte. Die Preise für eine Nacht variieren zwischen 60 und 100 €. „It depends on how beautiful the girl is“ (Es hängt davon ab, wie hübsch das Mädchen ist), wird uns erklärt. Für jedes Getränk, das ihr von einem der Männer ausgegeben wird, erhält sie einen weiteren Euro. Die Besucher sind hauptsächlich Ausländer ab 40 Jahre. „When you are lucky, you get a young one“ (Wenn du Glück hast, bekommst du einen jungen Kunden), erzählt uns eine Frau. Auch wenn viele der Betroffenen gegenüber ihrer Arbeit negativ eingestellt sind, ist für Viele aufgrund fehlender bzw. mangelhafter (Aus-)Bildung die Prostitution der einzige Ausweg ein geringfügiges Einkommen für sich selbst, die eigene Familie oder bereits die eigenen Kinder zu erhalten. Indirekt kann man somit schon von Zwangsprostitution sprechen.


Besuch von Tapul
Wir hatten die Möglichkeit auch die Marginalsiedlung und Müllhalde in Tapul, einem Viertel von Talisay City, zu besuchen. Ein kleiner Teil der Familien, die in San Pio Village wohnen, kommt ursprünglich aus Tapul. Das Viertel ist schwer erreichbar in den Bergen gelegen. Für uns war es erneut interessant, eine weitere Müllhalde mit den sich anschließenden Häusern kennenzulernen.




Abschlussfeier der Preschool
Mit unserem Freiwilligendienst neigt sich auch das Schuljahr auf den Philippinen dem Ende. Die langen, zweimonatigen Sommerferien stehen bevor. Auch die Kinder aus der Preschool werden in die Ferien entlassen. Etwa die Hälfte, die dreijährigen Kinder, besuchen nächstes Jahr erneut die Preschool in der höheren Jahrgangsstufe. Die Älteren gehen im neuen Schuljahr für ein Jahr in den Kindergarten, um dann im Folgejahr die Grundschule zu besuchen. Für beide Altersstufen wurde eine große Abschlussfeier auf dem Basketballplatz der Village organisiert. Die Vorbereitungen, in denen wir auch involviert waren, starteten bereits Wochen zuvor. Die Kinder haben sich an ihrem großen Tag so hübsch herausgeputzt! Sie erhielten in feierlicher Stimmung ihre Zertifikate und besondere Auszeichnungen. Auch die in der Preschool engagierten Eltern wurden geehrt. Kleine Tanzeinlagen der Kinder - wir tanzten mit ihnen - lockerten das Programm auf. Wir beide waren so gerührt, als auch uns beiden als Dankeschön für unsere Unterstützung in der Preschool Zertifikate und eine liebevoll und kreativ gestaltete Mappe mit Bildern und Briefen überreicht wurde - eine so tolle Überraschung!





Eigene Projekte
Müllprojekt
Wir freuen uns sehr mitteilen zu können, dass wir unser größtes Projekt, das Müllprojekt, erfolgreich abgeschlossen haben. All die Jahre zuvor wurde in San Pio Village der Müll nicht getrennt, alles wurde in einen Container geworfen. Aus unserer anfänglichen Idee einen Kompost zu errichten, entwickelte sich ein riesiges Projekt, eine gesamte Mülltrennung in der Village einzuführen. So wird nicht nur zum Umweltschutz beigetragen, sondern die Gemeinschaft erhält durch den Verkauf der wiederverwertbaren Materialien zusätzliche Einnahmen.
Der Müll wird nun in „Nicht-Wiederverwertbar“ (ähnelt unserem Restmüll bzw. Sondermüll), „Biologisch abbaubar“ (wie unser Kompost) und „Wiederverwertbar“ getrennt. Letzteres unterteilt sich wiederum in Glas, Plastik, Papier, Konserven und Metall. Diese können dann an sogenannte „Junkshops“ verkauft werden, die wiederum den Müll ins Ausland zur Wiederverwertung weiterverkaufen. Dadurch wird nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch ein Einkommen für die Gemeinschaft geschaffen.




Neben den Schildern, die wir aussägten, färbten und gestalteten, um die einzelnen Container zu beschriften, designten wir Flyer, die wir an jeden Haushalt verteilten, wie auch ein großes Poster, das im Zentrum der Village aufgehängt wurde und über die neu eingeführte Mülltrennung informiert. Außerdem führten wir mit den Kindern ein Workshop durch, um sie schon im jungen Alter an die Mülltrennung heranzuführen.
Wir freuen uns sehr, dass das Projekt auf so positive Resonanz gestoßen ist. Bereits jetzt trennen einige Familien ihren Müll.


Film über San Pio Village
Unser Filmkonzept ist ausgearbeitet und die letzten Aufnahmen sind „im Kasten“. Zurück in Deutschland werden wir den Film endgültig schneiden. Hauptsächlich soll er zu Werbezwecke für Sponsoren dienen, aber bietet auch für uns die Möglichkeit einen besseren Einblick in unser Projekt zu geben.

Workshop über Ernährung und gemeinsames Kochen
Bereits während unseren ersten Wochen fiel uns auf, dass der Konsum zuckerhaltiger Snacks und Softdrinks extrem hoch ist. Ein Vortrag von Medizinstudenten der bekanntesten Universität Cebu Citys in der Village ließ uns daran erinnern, dass dadurch das Risiko an Diabetes und Bluthochdruck zu erkranken, erheblich steigt. Beide Krankheiten sind in den Philippinen stark verbreitet.
Das motivierte uns mit den Kindern einen Workshop über gesunde Ernährung durchzuführen. Anhand der Ernährungspyramide erklärten wir, wie man sein Essen gesund gestalten kann und welche Produkte häufiger bzw. seltener konsumiert werden sollten. Zu Letzterem gehören auch die zuckerhaltigen Süßigkeiten und Getränke, die auf den Philippinen sehr verbreitet sind. Wir klärten die Kinder über Diabetes auf, die Folgen einer Erkrankung und Präventionsmaßnahmen.
Um ihnen zu zeigen, dass man gesundes Essen auch lecker gestalten kann, backten wir zusammen eine Vollkornpizza mit viel Gemüse und einen bunten Obstsalat als Nachtisch - uns allen hat es wahnsinnig gut geschmeckt!




Aktivitäten in der Freizeit
Besuch vieler verschiedener Wasserfälle
Zusammen mit Mitarbeitern von JPIC besuchten wir drei verschiedene Wasserfälle im Süden von Cebu - Jeder war auf seine Art und Weise wahnsinnig schön. Der Weg zu den Wasserfällen durch die wunderschöne Natur, umgeben von Palmen, durch kleine Bäche und mit Naturgeräuschen im Ohr, war schon ein Highlight für sich. Die Größe der ersten beiden Wasserfälle war beeindruckend! Wir genossen ein kühles, erfrischendes Bad in ihren Wasserbecken und sprangen aus einer höher gelegenen Höhle direkt durch den Wasserfall hindurch.




Der letzte Wasserfall war in fünf Level aufgegliedert, zu denen wir einzeln über Felsen hochkletterten, durch das Wasser liefen und uns zwischen den einzelnen Wasserfällen hindurchschlängelten - ein einzigartiges Erlebnis!
Das Mittagessen auf einem überdachten Floß auf einem großen Teich hatte auch seinen Reiz. Vom ruhigen Wasser ging eine entspannte Atmosphäre aus. Jeder brachte etwas zu essen mit. Unser deutscher Apfelkuchen war von viel Reis, Fisch und Fleisch umgeben - unserem „typischen“ Essen bei den Sightseeingtouren.
Nachdem wir 18 Stunden unterwegs waren, sind wir nach einem genialen Tag um 22.30 Uhr erschöpft in San Pio angekommen.

Camotes Island
Wir legten zwei freie Tage zusammen um die Camotes Inseln, im Nord-Osten von Cebu gelegen, zu besuchen. Jeweils an einem Tag besuchten wir die Highlights der beiden Hauptinseln, die durch einen Mangrovenwald miteinander verbunden sind.
Unseren ersten Tag widmeten wir Pacijan Island, der Insel, auf der auch unsere Unterkunft war. Nach dem Joggen direkt nach dem Aufstehen an der Hauptstraße entlang, die von wunderschöner Natur umgeben ist, starteten wir voller Energie in den Tag. Auf dem Programm stand zuerst ein Höhlenbesuch. Über eine Treppe, die in die Tiefen führte, erreichten wir ein Höhlenbecken, das zu einem erfrischenden Bad einlud. Wir besuchten an dem Tag eine weitere Höhle, in der zahlreiche Kristalle glitzerten und entspannten später in der späten Nachmittagssonne an einem idyllischen Süßwassersee im Inneren der Insel. An diesen Platz werden wir uns noch lange erinnern. Die Ruhe, die vom Wasser ausging gepaart mit der wunderschönen Sicht war gigantisch und lies uns beginnen zu träumen! Das Abendessen genossen wir direkt am Strand und aßen frischen Fisch.




An unserem zweiten Tag besuchten wir Poro Island, die zweite der beiden Hauptinseln. Nach dem Besuch eines schönen Wasserfalls stand eine weitere Höhle auf dem Programm, in deren Höhlenbecken wir wieder schwimmen gingen. Das Licht, das durch die Decke einfiel, schuf eine magische Atmosphäre. Der Aussichtspunkt in den Bergen im Inneren der Insel mit Blick auf Pacijan Island bildete einen Abschluss des Ausfluges. Den Sonnenuntergang genossen wir an einem wunderschönen Strandabschnitt mit weißem Sand unter Palmen. Hier aßen wir auch unser mitgebrachtes Abendessen, später breiteten wir unsere Schlafsachen aus und schliefen im Sand unter einem gigantischen Sternenhimmel.






Camotes Island hat uns wahnsinnig gut gefallen. Beide Inseln haben tolle Naturhighlights zu bieten. Besonders schätzten wir, dass sie vom Tourismus noch fast unentdeckt schienen.

Unsere letzten Tage werden wir genießen, wie wir bereits die gesamten letzten Monate genossen haben. Im Moment zu leben und die kleinen Dinge im Leben zu schätzen - das sind nur zwei von so vielen Dingen, die wir hier gelernt haben. Unseren Freiwilligendienst haben wir sehr intensiv erlebt und gelebt. Die vielen verschiedenen Erfahrungen und Erlebnisse haben uns reichlich Input gegeben, um uns selbst persönlich weiterentwickeln zu lassen und die Welt mit etwas anderen Augen zu betrachten. Wir sind jedem unglaublich dankbar, der uns diese wunderbare Zeit ermöglicht hat und seinen Teil dazu beigetragen hat, sie uns so wundervoll in Erinnerung bleiben zu lassen.

Salamat ug babay,


Klara und Marleen



Wir werden nur ein bisschen spielen”, sagte er und griff an ihre Brüste und Vagina.
Mit neun Jahren wurde Sarah mehrfach vergewaltigt und bekam Drohungen umgebracht zu werden, wenn sie gedenke es jemanden zu erzählen. Dies ist der Beginn des schicksalhaften Lebens von Sarah und ihrem Kampf gegen die Prostitution.

Sarah stammt aus einer Farmerfamilie, die in einer in den Bergen gelegenen Provinz auf Bohol, Philippinen lebt. Sie war das siebte von insgesamt neun Kindern. Aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel blieb ihr Bildung verwährt und sie konnte keine Schule besuchen.
Mit fünfzehn Jahren bekam sie von einer Freundin eine Telefonnummer, die sie anrufen solle, damit sie Geld bekäme. Im Gegenzug dazu sollte sie mit verschiedenen Männern Geschlechtsverkehr haben.
Um ihre Familie finanziell zu unterstützen und aufgrund fehlender beruflicher Qualifikationen, ging sie auf das Angebot ein. Sie zog auf die Nachbarinsel Cebu zu einer Freundin, um viermal in der Woche in die unterschiedlichsten Hotels zu gehen und mit Männern, die von überall aus der Welt kamen, zu schlafen. Mit dem Geld, das sie verdiente, unterstützte sie ihre Familie in Bohol. “Wenn meine Mutter mich fragte, woher ich das ganze Geld habe, meinte ich nur, dass mein Arbeitgeber mich gut bezahlen würde.” Sie schämte sich für ihre Arbeit und wollte nicht, dass ihr Mutter oder Nachbarn schlecht über sie reden.

Ab dem Alter von fünfzehn Jahren unterbrach sie den Beruf als Prostituierte nur phasenweise wegen der Schwangerschaft mit ihren fünf Kinder. Ihr erstes Kind bekam sie mit neunzehn Jahren – ob von ihrem damaligen Freund oder einem Kunden, weiß sie nicht. Drei weitere Kinder stammen von ihrem Lebensgefährten, von dem sie sich allerdings nach vier Jahren trennte, da er mit Drogen dealte. Das letzte Kind entstand durch einen damaligen Kunden. Dessen Schwangerschaft verheimlichte sie aus Scham und Angst vor Gerede. Sie gebar das Kind auf einer Toilette und wollte es verstoßen, wurde aber von der Polizei gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo sie an einem arbeitsaufbauenden Programm teilnahm und schließlich ihren Highschool-Abschluss absolvierte.
Alle ihre Kinder wohnten bei ihrer Mutter auf Bohol, während sie in Cebu City lebte, um Geld für die Familie zu verdienen. Mehrfach versuchte sie als Haushaltshilfe zu arbeiten, verdiente dort aber nicht genügend Geld und wurde so immer wieder in ihr zuvoriges Arbeitsfeld zurückgedrängt (verglichen mit ihren Alternativberufen konnte sie in der Prostitution ein bis zu fünfmal so hohes Gehalt erlangen).
Als sie jedoch mit dreißig erneut von einem Kunden schwanger wurde – das jedoch nach zwei Monaten während der Schwangerschaft verstarb – entschloss sie sich endgültig ihr Leben als Prostituierte zu beenden und die Hilfe des Good Shepard Welcome House in Anspruch zu nehmen.

Das Good Shepard Welcome House ist ein Haus, wo Mädchen, die Opfer von Prostitution oder Menschenhandel wurden, sich ausruhen und reflektieren können. Außerdem bietet es Hilfe durch Gebete, Therapien und finanzielle Unterstützung wie Essen, Klamotten, medizinische Betreuung etc.

Dort lebt die dreißigjährige nun seit neun Monaten mit vier anderen Mädchen, die ein ähnlichem Schicksal wie sie erlebten. Das Welcome House ermöglichte ihr einen alternativen Beruf als Kinderbetreuerin. Wenn Mütter ihre Kinder während der Arbeit im Welcome House abgeben, betreut sie diese.
Ihr Traum ist es eines Tages zusammen mit ihrer Familie auf Bohol zu leben. “Ich möchte Sozialarbeiterin werden, um Menschen in der gleichen Situation wie meiner zu helfen”, sagt sie.

Sarah hat es geschafft, dass Spiel gegen die Prostitution zu gewinnen und ein standfestes Leben aufzubauen. Dies war durch ihre eigene Kraft und Stärke, aber auch durch die Unterstützung, die sie von außen durch das Welcome House bekam, möglich. So konnte sie ihr bisheriges Leben beenden und zum Positiven verändern.
(Klara)




Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern, beginnt mit dem eigenen Wille“

Einer Schätzung zufolge aus dem Jahre 2009 sind etwa 800.000 Menschen auf den Philippinen in der Prostitution tätig, die Hälfte von ihnen jünger als 18 Jahre. Die Betroffenen stammen meist aus ärmeren Familien aus der unteren Gesellschaftsklasse. Meist um die Eltern finanziell zu unterstützen oder um für die eigenen Kinder aufzukommen gelangen sie in die in die Prostitution. Sie verkaufen ihren eigenen Körper - oft aus einer finanziellen Notlage heraus - da weder eine Ausbildung noch spezielle berufsbezogene Fähigkeiten erfordert sind, sich aber vergleichsweise viel Geld verdienen lässt. Die Betroffenen haben oftmals mit Diskriminierung, Stigmatisierung oder Misshandlungen zu kämpfen. Ein erhöhter Drogen- und Alkoholkonsum, sowie eine höhere Selbstmordneigung können die Folge sein.
Der erste Schritt das Leben als Prostituierte zu verändern, beginnt mit dem eigenen Wille“, erklärt Arianne Nadela. Sie ist Sozialarbeiterin und Leiterin des „Good Shepherd Welcome House“ in Cebu City. Das Projekt hat sich Mädchen und Frauen zur Zielgruppe gewählt, die Opfer des Sexhandels und der Prostitution sind.
Das Projekt bietet Mädchen bzw. Frauen an, die als Prostituierte arbeiten, den Center zu besuchen, um sich zu waschen, zu essen oder sich auszuruhen. Sie können jederzeit kommen und jederzeit das Haus wieder verlassen - die Besuche basieren auf freiwilliger Basis. Derzeit nehmen ca. zehn Mädchen das Angebot wahr.  
Gleichzeitig gibt es auch die Möglichkeit, permanent im Projekt zu leben. Der Center ist neben dem „Recovery“ und „Aftercare“ der Erste von insgesamt dreien, die von den „Good Shepherd Sisters“ geleitet werden. Das Ziel ist es die ehemals Prostituierten mit Hilfe verschiedener Therapien bei der Trauma- und Vergangenheitsbewältigung, wie auch Selbstakzeptanz zu unterstützten und ihnen außerdem beim Finden einer neuen Tätigkeit Beihilfe zu leisten. Entscheiden sich die Betroffenen das Projekt nicht nur hin und wieder zu besuchen, sondern in der Unterkunft permanent zu wohnen, ist vorausgesetzt, dass sie die Prostitution stoppen und sich bereit erklären den „Recovery Center“ zu besuchen. Falls Letzteres nicht der Fall sein sollte, werden die Familien der Betroffenen besucht um sie für deren Re-Integration vorzubereiten. Derzeit leben vier Mädchen im Projekt. Die Betroffenen bleiben maximal drei Monate im „Welcome House“, im Normalfall nur zwischen zwei bis drei Wochen bis sie in den „Recovery Center“ übergehen.
In verschiedenen Therapien wird versucht einen ersten Schritt hin zur Traumabewältigung zu gehen als Vorbereitung für den „Recovery Center“, wo der Großteil der Therapierung stattfindet. Außerdem werden Trainings angeboten, um Unterstützung bei der Jobfindung zu leisten.  Ein wichtiger Aspekt im alltäglichen Leben sind außerdem die morgendlichen und abendlichen Gebete, sowie eine Aufgabenverteilung beim Bewältigen der Hausarbeit, wie Kochen oder Putzen.
Im Schnitt verlassen ca. 12 Frauen pro Jahr das Welcome House, um in den „Recovery Center“ überzugehen. „Wir helfen allerdings wesentlich mehr, als nur 12. Viele unterstützen wir dabei, eine neue Arbeit zu finden und so einen Schritt in die richtige Richtung zu machen“, erklärt Arianne Nadela.
Aufmerksam werden die Betroffenen auf den Center hauptsächlich durch das sogenannte Outreach-Programm. Sechs mal die Woche besuchen Mitarbeiter, die in ihrer Vergangenheit oftmals selbst in der Prostitution verwickelt waren, die Rotlichtbezirke der Stadt, gehen in verschiedene Nachtclubs, Bars oder Bordelle, um Kontakt mit den dort arbeitenden Prostituierten aufzunehmen. Sie ermutigen die Betroffenen das „Welcome House“ zu besuchen, klären sie darüber auf, wie sie sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten, wie HIV bzw. Aids, schützen können und verteilen Kekse und Kondome. 
Ein weiterer wichtiger Aufgabenschwerpunkt des Projekts ist es außerdem, in verschiedenen Seminaren oder Kampagnen, die in Schulen, Universitäten oder verschiedenen Stadtviertel veranstaltet werden, über Sexhandel und Prostitution aufzuklären.
Derzeit wird das Projekt von Porticus Asia finanziell getragen bis einschließlich Dezember 2017. In der Vergangenheit erfuhr das Projekt Unterstützung durch die Karl Kübel Stiftung, wie auch das BMZ. „Für das nächste Jahr suchen wir einen neuen Sponsor“, erklärt Arianne, da nur so die jährlich anfallenden 52.000€ gedeckt werden können. So fallen beispielsweise für die Therapien 1.000€ jährlich an, 7.500€ für das Essen oder 3.500€ für das Outreach-Progamm.
Das Projekt „Welcome House“ hat die Intention, die Rechte der Mädchen bzw. Frauen, die Opfer der Prostitution sind, aufrecht zu erhalten, ihre Würde zu bewahren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben zum Positiven zu verändern.
(Marleen)



Geboren auf dem Land, lebte Josh viele Jahre auf den Straßen Cebus. Durch viel Hoffnung und Stärke hat er es geschafft dem scheinbar gegebenen Schicksal der Armut durch das wichtigste Mittel zu entkommen – Bildung.

Kindheit:
Geboren wurde Josh in einer Farmerfamilie im Süden Cebus. Zusammen mit ihr lebte er in einem kleinen Raum im Haus seiner Großeltern.
Als Josh vier Jahre alt war, wurde seine Großmutter krank. Um den Krankenhausaufenthalt und ihre Medikamente bezahlen zu können sah sich die Familie gezwungen den gesamten Besitz, wie auch das Grundstück, zu verkaufen. In der Hoffnung eine bessere Arbeit zu finden und sich damit eine neue Existenz aufzubauen zogen sie nach Cebu City. Das Gegenteil war allerdings der Fall.
Aufgrund fehlender finanzieller Mittel wurden sie gezwungen auf der Straße zu leben. Die Mutter arbeitete als Wäscherin und der Vater als Schuster. Daneben arbeiteten sie beide als Müllsammler auf den Straßen. Auch der noch junge Josh musste während dieser Zeit bei der Arbeit mithelfen, um ihn und seine sieben Geschwister mitzuernähren. Der Job und das Leben auf der Straße war hart. Sie lebten dort fünf Jahre bis sie sich ein kleines Haus in einem Slum leisten konnten. Dieser war nahe dem Hafen gelegen und durch die hohe Kriminalität sehr unsicher.

Immer wenn ich die Kinder zur Schule laufen sah, wollte ich auch dort hin.”
Josh wollte unbedingt die Schule besuchen, seine Eltern meinten allerdings, dass dies aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht möglich sei. Zwar sind öffentliche Grundschulen in den Philippinen kostenlos, doch das Schulzubehör und die Schuluniform müssen selbst bezahlt werden. Mit acht Jahren konnte er dann schließlich doch zur Schule gehen, da seinem Vater die Bildung seiner Kinder sehr wichtig war. Täglich musste er eine Stunde zu einer weit entferntere Schule laufen, da die willkürliche Kriminalität in der in seiner Umgebung gelegenen Schule zu hoch war.

Du verdienst es nicht hier zu sein”, wurde Josh oft gehänselt und sein Leben in der Schule wurde dadurch “wie ein Albtraum” für ihn. Während den Mittagspausen sah er den anderen Schülern beim Essen zu, während er mit hungrigen Magen daneben saß. Eines Tages begann Josh in die Innenstadt zu laufen und von da an in kleinen Lokalen und Kantinen die Essensreste, die von den Kunden übrig gelassen wurden, mitzunehmen und in der Schule mit seiner Schwester zu teilen. Trotz dieser Schwierigkeiten gab er seinen Traum nicht auf mehr zu lernen und dadurch einen langfristigen Weg heraus aus der Armut zu finden.

In der fünften Klasse wollte sein Vater, dass sein Sohn die Schule abbreche, um zu arbeiten und so die Familie finanziell zu unterstützen. Daraufhin fragte er, ob er alleine auf der Straße leben könne, um weiterhin zur Schule zu gehen und nebenher Geld für die Familie zu verdienen.

Leben auf der Straße:
Das Leben auf der Straße war hart. Die Zeit war von Krankheit – bis heute hat er Herzprobleme - Kriminalität und Unterdrückung geprägt. Viele Menschen wollten ihm vorgeben, was er tun solle und häufig wurden im Angebote zum Dealen von Drogen gemacht. Er blieb standhaft.
Mit dreizehn wurde Josh dann Opfer eines physischen und sexuellen Missbrauchs, als er sich nachts müde von der Schule auf der Straße aufhielt und ein betrunkener Mann an ihm vorrüberlief. Dieses Ereigniss präge ihn noch bis heute und habe ihn oft die Hoffnung verlieren lassen, doch immer wenn er nach einem weiteren Tag am nächsten Morgen aufwachte, wusste er, dass Gott dafür einen Grund habe und dass es eine Lösung gäbe. “Manchmal verstehst du nicht, warum dir etwas passiert, aber eine Sache ist sicher – es hat einen Grund”, da ist sich Josh sicher.

Nach der sechsten Klasse wechselte er auf die Hochschule. Um dies finanziell zu ermögichen, arbeitete er in drei verschiedenen Arbeitsbereichen. Er teilte Zeitung aus, arbeitete als Tellerwäscher und als Müllsammler auf den Straßen. Die Hälfte des Verdiensts gab er an seine Familie ab, die andere Hälfte nahm er für seine eigene Schulbildung. Während dieser Zeit schlief er täglich nur drei Stunden – tagsüber arbeitete er, nachts ging er zur Schule. Im zweiten Jahr der Hochschule arbeitete er besonders hart, da sein Bruder Asthma hatte und er für die Medikamente aufkommen wollte. Trotzdessen starb er leider bald darauf.
Sein Leben als Straßenjunge hielt er in der Schule geheim.

Balay Samaritano:
Im Jahre 2009 wurde er von einer Schwester auf der Straße entdeckt und in das neugegründete Projekt Balay Samaritano gebracht, wo Straßenkinder kostenlos Essen und Trinken, sowie Grundlagenunterricht erhalten, sofern sie sich im Gegenzug dort waschen.
Er lebte dort und schloss seine Hochschule mit Bestnoten ab. Schon jetzt war er durch seine Erfolgsgeschichte weitbekannt. In Zeitungen und lokalen Fernsehsendern war er mit seiner Geschichte zu sehen. So bekam er Angebote von großen Firmen ein Stipendium für Buisnessstudiengänge zu bekommen, wenn er bei ihnen danach arbeiten würde. Er lehnte entschuldigend ab und nahm stattdessen das Stipendium von JPIC für den Kurs Lehramt an. Obwohl er durch diesen Beruf ein nicht so hohes Gehalt erlangen kann wie mit einem Wirtschaftsstudium, will er durch den Lehramtsstudiengang als Vorbild dienen, andere Menschen inspirieren und seine Geschichte mit all seinen Erfahrungen teilen, nach seinem Motto:
Niemand kann etwas dafür in Armut geboren zu werden, aber es ist deine Entscheidung, ob du die Möglichkeit ergreifst, nicht in Armut zu sterben. Wenn du wirklich einen Traum hast und du etwas erreichen möchtest, dann ist nichts unmöglich.”

In einem Monat hat er seine Abschlussprüfungen, doch schon jetzt bietet er unterstützende Kurse für Schüler der Grund- und Hochschule an.
Seit zwei Jahren lebt seine Familie in San Pio Village. Seiner Familie ein komfortables Zuhause zu ermöglichen ist einer seiner drei Träume.
Ein Weiterer ist, dass es keine Straßenkinder mehr auf den Straßen Cebu Citys geben soll. Dies möchte er durch Bereitstellen von Häusern und Bildung ermöglichen.
Sein letzter Traum ist für ihn selbst. Josh möchte sich öfter ausruhen und die gesamte Welt bereisen. “Nimm dein Leben nicht so ernst und genieße es, du brauchst auch deine persönlichen Träume”, sagte er mit einem Lachen im Gesicht. Wenn ihn heute jemand fragt, ob er eine schöne Kindheit hatte, sage er: “Ja, ich denke schon.”

Salamat ug babay,


Klara